Vatikan - Heilige Eucharistie
Vatikan
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Enzyklika Ecclesia de Eucharistia

- Papst Johannes Paul II. an die Bischöfe, an die Priester und Diakone, an die geweihten Personen und an alle Christgläubigen
Über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche, 17. April 2003

Inhaltsverzeichnis

Die Eucharistie: Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche

- Bischofssynode, XI. Ordentliche Vollversammlung "INSTRUMENTUM LABORIS"
Vatikanstadt, 2005

Inhaltsverzeichnis

Die Eucharistie: Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche

- Bischofssynode, XI. Ordentliche Vollversammlung "LINEAMENTA"
Vatikanstadt, 2005

Inhaltsverzeichnis

Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen

- Gedanken von Kardinal Jose Saraiva Martins
Die zentrale Stellung der Eucharistie im Leben der Kirche

Am Gründonnerstag, dem 17. April 2003, hat der Heilige Vater Johannes Paul II. bei der abendlichen Eucharistiefeier »in Coena Domini« die Enzyklika Ecclesia de Eucharistia über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche unterzeichnet.

Eucharistie

- Tag der Sendung - Zeugnis - Martyria
Anbetung des Allerheiligsten Altarsakraments von der Eucharistie zur Sendung, 1. Februar 2000

Inhaltsverzeichnis

Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentordnung

- Das Jahr der Eucharistie
Empfehlungen und Vorschläge

Inhaltsverzeichnis

Nachsynodales Apostolisches Schreiben

- Papst Benedikt XVI., 22. Februar 2007, an die Bischöfe, den Klerus, die Personen gottgeweihten Lebens und an die christgläubigen Laien, "SACRAMENTUM CARITATIS"
Über die Eucharistie - Quelle und Höhepunkt von Leben und Sendung der Kirche

Inhaltsverzeichnis

Apostolisches Schreiben MANE NOBISCUM DOMINE

- Papst Johannes Paul II. an die Bischöfe, den Klerus und an die Gläubigen zum Jahr der Eucharistie
Oktober 2004 bis Oktober 2005

Einführung

Verlautbarung SYNODUS EPISCOPORUM

- XI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode
2. - 23. Oktober 2005, Die Eucharistie: Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche

Die Verlautbarungen dienen nur als Arbeitsmittel zum journalistischen Gebrauch. Die Übersetzungen aus der Originalsprache haben keinen offiziellen Charakter.

Johannes Paul II. - Generalaudienz

- Papst Johannes Paul II.: Generalaudienz
8. November 2000, Die Eucharistie als Sakrament der Einheit

Die Eucharistie als Sakrament der Einheit

Enzyklika MYSTERIUM FIDEI

- Papst Paul PP. VI. an die ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, die Erzbischöfe, Bischöfe und die übrigen Ortsordinarien, die mit dem Apostolischen Stuhl in Frieden und Gemeinschaft leben, an den Klerus und die Christgläubigen des ganzen katholischen Erdkreises
15. September 1965, Über die Lehre und den Kult der heiligen Eucharistie

Ehrwürdige Brüder, liebe Söhne und Töchter! Gruss und apostolischen Segen! 1. Das Geheimnis des Glaubens, nämlich das unermeßliche Geschenk der Eucharistie, das die katholische Kirche von ihrem Bräutigam Christus als Unterpfand seiner grenzenlosen Liebe empfangen hat, hat sie gleichsam als ihren kostbarsten Schatz stets treu bewahrt und ihm im 2. Vatikanischen Konzil eine neue und sehr feierliche Bezeugung des Glaubens und der Verehrung erwiesen. 2. Bei der Erneuerung der Liturgie hielten die Konzilsväter in ihrer pastoralen Sorge für das Wohl der Gesamtkirche nichts für wichtiger, als die Gläubigen zu ermahnen, daß sie mit unversehrtem Glauben und größter Frömmigkeit tätig an der Feier dieses hochheiligen Geheimnisses teilnehmen und dieses gemeinsam mit dem Priester Gott als Opfer für das eigene und das Heil der ganzen Welt darbringen und sich von ihm wie von einer geistigen Speise nähren. 3. Wenn die heilige Liturgie im Leben der Kirche den ersten Platz einnimmt, so ist das eucharistische Mysterium gleichsam das Herz und der Mittelpunkt der Liturgie, weil es der Lebensquell ist, durch den gereinigt und gestärkt wir nicht mehr für uns, sondern für Gott leben und untereinander geeint sind durch die engsten Bande der Liebe. 4. Damit aber die unauflösliche Verbindung zwischen Glaube und Frömmigkeit offenbar werde, wollten die Konzilsväter in Bestätigung der Lehre, die die Kirche immer festgehalten und gelehrt und die das Konzil von Trient feierlich definiert hat, folgende Lehrzusammenfassung dem Abschnitt über das heilige Geheimnis der Eucharistie voranstellen: ,,Unser Erlöser hat beim letzten Abendmahl in der Nacht, da er überliefert wurde, das eucharistische Opfer seines Leibes und Blutes eingesetzt, um dadurch das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauern zu lassen und so der Kirche, seiner geliebten Braut, eine Gedächtnisfeier seines Todes und seiner Auferstehung anzuvertrauen: das Sakrament huldvollen Erbarmens, das Zeichen der Einheit, das Band der Liebe, das Ostermahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit gegeben wird“[1]. 5. Mit diesen Worten werden zugleich das Opfer, das zum Wesen der täglichen Meßfeier gehört, und das Sakrament hervorgehoben, an dem die Gläubigen durch die heilige Kommunion teilnehmen, indem sie das Fleisch Christi essen und sein Blut trinken und die Gnade empfangen, die der Anfang des ewigen Lebens und das ,,Heilmittel der Unsterblichkeit“ ist nach den Worten des Herrn: ,,Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag“[2]. 6. Wir hoffen fest, daß aus der erneuerten Liturgie reiche Früchte eucharistischer Frömmigkeit hervorgehen werden, damit die heiligen Kirche unter diesem heilbringenden Zeichen der Frömmigkeit täglich fortschreite auf dem Weg zur vollkommenen Einheit[3] und alle, die sich Christen nennen, zur Einheit im Glauben und in der Liebe einlade und sie durch das Wirken der göttlichen Gnade allmählich dahinführe. 7. Diese ersten Früchte scheinen Uns greifbar zu werden in der Freude und in der Bereitwilligkeit, mit der die Gläubigen der katholischen Kirche die Konstitution über die heilige Liturgie und die liturgische Erneuerung aufgenommen haben; auch sind die Früchte zu erkennen in den vielen und guten Veröffentlichungen, die sich eine tiefere Erforschung und ein besseres Verständnis der Lehre über die heilige Eucharistie, besonders was ihre Beziehung zum Geheimnis der Kirche betrifft, zum Ziel gesetzt haben. 8. All dies ist für Uns ein Grund nicht geringer Tröstung und Freude, die Wir sehr gerne mit Euch, ehrwürdige Brüder, teilen möchten, damit auch Ihr mit Uns Gott, dem Geber alles Guten, dankt, der durch seinen Geist die Kirche lenkt und an Tugend zunehmen läßt. 9. Jedoch gibt es, ehrwürdige Brüder, gerade in dieser Angelegenheit Gründe für ernste pastorale Sorge und Beunruhigung, über die Wir angesichts der Verantwortung Unseres apostolischen Amtes nicht schweigen können. 10. Denn Wir haben erfahren, daß es unter denen, die über dieses heilige Geheimnis sprechen und schreiben, einige gibt, die über die privat gefeierten Messen, das Dogma der Wesensverwandlung und den eucharistischen Kult Ansichten verbreiten, die die Gläubigen beunruhigen und in ihnen nicht geringe Verwirrung bezüglich der Glaubenswahrheiten verursachen, als ob es jedem gestattet wäre, eine von der Kirche einmal definierte Lehre in Vergessenheit geraten zu lassen oder sie in einer Weise zu erklären, daß die wahre Bedeutung der Worte oder die geltenden Begriffe abgeschwächt werden. 11. Es ist beispielsweise nicht erlaubt, die sogenannte Messe ,,in Gemeinschaft“ so herauszustellen, daß den privat zelebrierten Messen Abbruch getan wird. Auch darf man die Sichtweise des sakramentalen Zeichens nicht so deuten, als ob die Symbolbedeutung, die nach allgemeiner Meinung der heiligen Eucharistie ohne Zweifel zukommt, die Sichtweise der Gegenwart Christi in diesem Sakrament ganz und erschöpfend zum Ausdruck bringe. Gleichfalls ist es nicht gestattet, das Geheimnis der Wesensverwandlung zu behandeln, ohne die wunderbare Wandlung der ganzen Substanz des Brotes in den Leib und der ganzen Substanz des Weines in das Blut Christi - von der das Konzil von Trient spricht - zu erwähnen, so als ob sie nur in einer sogenannten „Transsignifikation“ und ,,Transfinalisation“ bestünde. Schließlich geht es nicht an, eine Ansicht zu vertreten und zu praktizieren, derzufolge Christus, der Herr, in den konsekrierten Hostien, die nach der Feier des Meßopfers übrigbleiben, nicht mehr gegenwartig wäre. 12. Jeder sieht, wie in solchen oder ähnlichen in Umlauf gebrachten Ansichten der Glaube an die heilige Eucharistie und ihr Kult schwer verletzt werden. 13. Damit die vom Konzil geweckte Hoffnung auf ein neues Licht eucharistischer Frömmigkeit, die die ganze Kirche beseelt, durch die verbreiteten falschen Meinungen nicht zuschanden werden, haben Wir Uns entschlossen, zu Euch, ehrwürdige Brüder, über diese wichtige Sache zu sprechen und Euch kraft apostolischer Autorität mitzuteilen, was Wir davon halten. 14. Gewiß sprechen Wir denen, die solche sonderbaren Ansichten verbreiten, nicht das ehrliche Verlangen ab, ein so großes Geheimnis zu ergründen, seine unerschöpflichen Reichtümer darzulegen und den Menschen unserer Zeit das Verständnis dafür zu erschließen. Ja, Wir erkennen dieses Verlangen an und heißen es gut. Wir können aber die Ansichten nicht gutheißen, die sie vertreten, und Wir halten es für Unsere Pflicht, Euch vor der schweren Gefährdung des rechten Glaubens durch diese Ansichten zu warnen.

Benedikt XVI. - Gerneralaudienz

- Papst Benedikt XVI.: Generalaudienz
11. Januar 2012, Audienzhalle

Liebe Brüder und Schwestern! Auf unserem Weg der Reflexion über das Beten Jesu, das in den Evangelien aufgezeigt wird, möchte ich heute den besonders feierlichen Augenblick seines Betens beim Letzten Abendmahl betrachten. Der zeitliche und emotionale Hintergrund des Mahls, bei dem Jesus sich von seinen Freunden verabschiedet, ist das unmittelbare Bevorstehen seines Todes, den er nunmehr herannahen spürt. Bereits lange zuvor hatte Jesus begonnen, von seinem Leiden zu sprechen, und er versuchte auch, seine Jünger immer mehr in diese Perspektive einzubeziehen. Das Evangelium nach Markus berichtet, daß Jesus seit seinem Aufbruch zur Reise nach Jerusalem in den Dörfern des fernen Cäsarea Philippi begonnen hatte, »sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen« (Mk 8,31). Außerdem war das Leben des Volkes in den Tagen, in denen er sich auf den Abschied von den Jüngern vorbereitete, vom Herannahen des Paschafestes geprägt, des Gedächtnisses der Befreiung Israels aus Ägypten. Diese Befreiung, die es in der Vergangenheit erfahren hatte und in der Gegenwart und für die Zukunft erneut erwartete, wurde in den vertrauten Feiern des Paschafestes wieder lebendig. Das Letzte Abendmahl steht in diesem Kontext, aber mit einer grundlegenden Neuheit. Jesus blickt auf sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung und ist sich dessen vollkommen bewußt. Er will dieses Abendmahl mit seinen Jüngern leben, auf eine ganz besondere Art und anders als die anderen Mahle; es ist sein Abendmahl, in dem er etwas völlig Neues schenkt: sich selbst. Auf diese Weise feiert Jesus sein Pascha, er nimmt sein Kreuz und seine Auferstehung vorweg. Diese Neuheit wird für uns durch den Zeitpunkt des Letzten Abendmahls im Johannesevangelium hervorgehoben. Hier wird es nicht als Paschamahl beschrieben, eben weil Jesus etwas Neues beginnen, sein Pascha feiern will, das natürlich mit den Ereignissen des Exodus verbunden ist. Und für Johannes starb Jesus genau in jenem Augenblick am Kreuz, in dem im Tempel von Jerusalem die Paschalämmer geopfert wurden. Was ist also ist der Kern dieses Mahls? Es sind die Gesten des Brechens und des Austeilens des Brotes an die Seinen sowie das Reichen des Kelches mit Wein mit den sie begleitenden Worten und im Kontext des Gebets, in den sie hineingestellt sind; es ist die Einsetzung der Eucharistie, es ist das große Gebet Jesu und der Kirche. Aber betrachten wir diesen Augenblick etwas näher. Zunächst einmal gebrauchen die neutestamentlichen Überlieferungen der Einsetzung der Eucharistie (vgl. 1 Kor 11,23–25; Lk 22,14–20; Mk 14,22–25; Mt 26,26–29), die auf das Beten verweisen, das die Gesten und die Worte Jesu über Brot und Wein einleitet, zwei parallele und einander ergänzende Verben. Paulus und Lukas sprechen von Eucharistie/Danksagung: »Er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen« (Lk 22,19). Markus und Matthäus hingegen heben den Aspekt der Eulogie/des Segnens hervor: »Er nahm das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen« (Mk 22,19). Die beiden griechischen Begriffe »eucharisteìn« und »eulogeìn« verweisen auf die jüdische »Berakha«, das große Dank- und Segensgebet der Tradition Israels, das die großen Mahle eröffnete. Die beiden unterschiedlichen griechischen Worte zeigen die beiden Richtungen an, die in diesem Gebet enthalten sind und die einander ergänzen. Die »Berakha« ist nämlich vor allem Dank und Lob, die zu Gott aufsteigen für die empfangene Gabe: Beim Letzten Abendmahl Jesu ist dies das Brot – aus dem Weizen gemacht, den Gott aus der Erde aufkeimen und wachsen läßt – und der Wein, hergestellt aus der am Weinstock herangereiften Frucht. Dieses Lob- und Dankgebet, das zu Gott aufsteigt, kehrt als Segen zurück, der von Gott auf die Gabe herabkommt und sie bereichert. So wird das Danken, das Loben Gottes zum Segen, und die Gott dargebrachte Gabe kehrt vom Allmächtigen gesegnet zum Menschen zurück. Die Einsetzungsworte der Eucharistie stehen im Zusammenhang mit diesem Beten; in ihnen werden das Lob und das Segnen der »Berakha« zum Segen und zur Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi. Vor den Einsetzungsworten kommen die Gesten: das Brechen des Brotes und das Reichen des Weines. Wer das Brot bricht und den Kelch reicht, ist vor allem das Familienoberhaupt, das die Angehörigen an seinen Tisch aufnimmt, aber diese Gesten gehören auch zur Gastfreundschaft, zur Aufnahme des Fremden, der nicht Teil des Hauses ist, in die Mahlgemeinschaft. Diese Gesten erhalten in dem Mahl, mit dem Jesus sich von den Seinen verabschiedet, eine ganz neue Tiefe: Er gibt ein sichtbares Zeichen der Aufnahme an den Tisch, an dem Gott sich hinschenkt. In Brot und Wein bringt Jesus sich selbst dar und teilt sich mit. Wie aber kann all das geschehen? Wie kann Jesus in jenem Augenblick sich selbst hinschenken? Jesus weiß, daß ihm bald das Leben genommen wird durch die Hinrichtung am Kreuz, die Todesstrafe der Unfreien, die Cicero als »mors turpissima crucis« bezeichnete. Durch die Gabe von Brot und Wein, die er beim Letzten Abendmahl darbringt, nimmt Jesus seinen Tod und seine Auferstehung vorweg und verwirklicht das, was er in der Hirtenrede gesagt hatte: »Ich gebe mein Leben hin, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen« (Joh 10,17–18). Er bringt also im voraus das Leben dar, das ihm genommen werden wird, und verwandelt auf diese Weise seinen gewaltsamen Tod in einen freien Akt der Selbsthingabe für die anderen und an die anderen. Die erlittene Gewalt wird in ein aktives, freies und erlösendes Opfer verwandelt. Wiederum im Beten, das nach den rituellen Formen der biblischen Überlieferung beginnt, zeigt Jesus seine Identität und die Entschlossenheit, seine Sendung der vollkommenen Liebe, der gehorsamen Hingabe an den Willen des Vaters bis zum Äußersten zu erfüllen. Das zutiefst Ureigene der Selbsthingabe an die Seinen durch die eucharistische Gedächtnisfeier ist der Höhepunkt des Betens, das das Abschiedsmahl mit den Seinen kennzeichnet. Wenn wir die Gesten und die Worte Jesu in jener Nacht betrachten, sehen wir deutlich, daß die innige und stetige Beziehung zum Vater der Ort ist, an dem er die Geste vollbringt, den Seinen – und jedem von uns – das Sakrament der Liebe, das »Sacramentum caritatis«, zu hinterlassen. Zweimal erklingen im Abendmahlssaal die Worte: »Tut dies zu meinem Gedächtnis!« (1 Kor 11,24.25). Durch die Selbsthingabe feiert er sein Pascha und wird zum wahren Lamm, das den ganzen alten Kult zur Erfüllung bringt. Daher sagt der hl. Paulus zu den Christen von Korinth: »Als unser Paschalamm ist Christus geopfert worden. Laßt uns also das Fest … feiern… mit den ungesäuerten Broten der Aufrichtigkeit und Wahrheit« (1 Kor 5,7–8). Der Evangelist Lukas hat ein weiteres wertvolles Element der Ereignisse des Letzten Abendmahls bewahrt, das es uns gestattet, die bewegende Tiefe des Betens Jesu für die Seinen in jener Nacht zu erkennen, die Aufmerksamkeit gegenüber jedem. Ausgehend vom Dank- und Segensgebet gelangt Jesus zur eucharistischen Hingabe, zur Selbsthingabe, und während er die entscheidende sakramentale Wirklichkeit schenkt, wendet er sich an Petrus. Gegen Ende des Mahls sagt er zu ihm: »Simon, Simon, der Satan hat verlangt, daß er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder« (Lk 22,31–32). Als auch für seine Jünger die Prüfung naht, stützt das Beten Jesu ihre Schwachheit, ihre Mühe zu verstehen, daß Gottes Weg durch das Ostermysterium des Todes und der Auferstehung hindurchführt, vorweggenommen in der Darbringung von Brot und Wein. Die Eucharistie ist die Speise der Pilger, die zur Kraft wird auch für den, der müde, erschöpft und orientierungslos ist. Und das Gebet gilt insbesondere Petrus, damit er, wenn er sich wieder bekehrt hat, seine Brüder im Glauben stärke. Der Evangelist Lukas erinnert daran, daß der Blick Jesu das Angesicht des Petrus in dem Augenblick suchte, in dem er gerade seine dreifache Verleugnung begangen hatte, um ihm die Kraft zu geben, den Weg der Nachfolge wieder aufzunehmen: »Im gleichen Augenblick, noch während er redete, krähte ein Hahn. Da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an. Und Petrus erinnerte sich an das, was der Herr zu ihm gesagt hatte« (Lk 22,60–61). Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir an der Eucharistie teilnehmen, leben wir in außerordentlicher Weise das Gebet, das Jesus für jeden dargebracht hat und unablässig darbringt, auf daß das Böse, dem wir alle im Leben begegnen, nicht siegen und die verwandelnde Kraft des Todes und der Auferstehung Christi in uns wirken möge. In der Eucharistie antwortet die Kirche auf das Gebot Jesu: »Tut dies zu meinem Gedächtnis!« (Lk 22,19; vgl. 1 Kor 11,24–26); sie wiederholt das Dank- und Segensgebet und mit ihm die Worte der Transsubstantiation von Brot und Wein in den Leib und das Blut des Herrn. Unsere Eucharistiefeiern sind ein Hineingezogensein in jenen Augenblick des Betens, in dem wir uns immer wieder mit dem Beten Jesu vereinen. Die Kirche hat von ihren Anfängen an die Wandlungsworte als Teil ihres Betens im Mitbeten mit Jesus aufgefaßt; als zentralen Teil des dankenden Lobpreises, durch den uns die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit von Gott her neu geschenkt wird als Jesu Leib und Blut, als Selbstschenkung Gottes in der sich öffnenden Liebe seines Sohnes (vgl. Jesus von Nazareth, II, S. 149). Indem wir an der Eucharistie teilnehmen und uns vom Fleisch und vom Blut des Sohnes Gottes nähren, vereinigen wir unser Beten mit dem des Paschalammes in seiner höchsten Nacht, auf daß unser Leben trotz unserer Schwäche und unserer Untreue nicht verloren gehe, sondern verwandelt werde. Liebe Freunde, wir wollen den Herrn bitten, daß unsere für das christliche Leben unverzichtbare Teilnahme an der Eucharistie – nachdem wir uns auch durch das Bußsakrament gebührend vorbereitet haben – stets der höchste Punkt all unseres Betens sein möge. Bitten wir, daß auch wir, zutiefst mit seiner Hingabe an den Vater vereint, unsere Kreuze in ein freies und verantwortungsvolles Opfer der Liebe zu Gott und zu den Brüdern verwandeln können. Danke.

Die apologetischen Gebete des "Ordo Missae"

- Amt für die Liturgische Feiern des Papstes
Betrachtende und anbetende Stille

Betrachtende und anbetende Stille

Dekret PRESBYTERORUM ORDINIS

- Über Dienst und Leben der Priester
7. Dezember 1965

Vorrede

Normen

- Substantielle und Verfahrensrechtliche Normen und Prozessordnung

Erster Teil

Kongregation für den Klerus

- Rom, aus dem Palast der Kongregationen, am 4. August 2002, dem Gedenktag des heiligen Pfarrers von Ars Johannes Maria Vianney, des Patrons der Pfarrer.
Der Priester, Hirte und Leiter der Pfarrgemeinde, Instruktionen

Einleitung

Enzyklika DEUS CARITAS EST

- Papst Benedikt XVI. an die Bischöfe, an die Priester und Diakone, an die gottgeweihten Personen und an alle Christgläubigen
25. Dezember 2005, Über die Christliche Liebe

Einführung

Nachsynodales Apostolisches Schreiben

- Papst Johannes Paul II., 28. Juni 2003, an die Bischöfe und Priester, an die Personen gottgeweihten Lebens und an alle Gläubigen, "ECCLESIA IN EUROPA"
Jesus Christus, der in seiner Kirche lebt - Quelle der Hoffnung für Europa

Einleitung

Apostolisches Schreiben PORTA FIDEI

- von Papst Benedikt XVI., in Form eines MOTU PROPRIO mit dem das Jahr des Glaubens ausgerufen wird
11. Oktober 2011

1. Die „Tür des Glaubens“ (vgl. Apg 14,27), die in das Leben der Gemeinschaft mit Gott führt und das Eintreten in seine Kirche erlaubt, steht uns immer offen. Es ist möglich, diese Schwelle zu überschreiten, wenn das Wort Gottes verkündet wird und das Herz sich durch die verwandelnde Gnade formen läßt. Durch diese Tür zu gehen bedeutet, einen Weg einzuschlagen, der das ganze Leben fortdauert. Er beginnt mit der Taufe (vgl. Röm 6,4), durch die wir Gott Vater nennen dürfen, und endet mit dem Übergang durch den Tod hindurch in das Ewige Leben, das Frucht der Auferstehung Jesu, des Herrn, ist. Er wollte durch das Geschenk des Heiligen Geistes alle, die an ihn glauben, in seine Herrlichkeit einbeziehen (vgl. Joh 17,22). Den Glauben an die Trinität – den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist – zu bekennen entspricht an einen einzigen Gott, der die Liebe ist (vgl. 1 Joh 4,8), zu glauben: an den Vater, der zu unserem Heil in der Fülle der Zeit seinen Sohn gesandt hat; an Jesus Christus, der in dem Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung die Welt erlöst hat; an den Heiligen Geist, der die Kirche durch die Jahrhunderte führt in der Erwartung der Wiederkunft des Herrn in Herrlichkeit. 2. Vom Anfang meines Dienstes als Nachfolger Petri an habe ich an die Notwendigkeit erinnert, den Weg des Glaubens wiederzuentdecken, um die Freude und die erneute Begeisterung der Begegnung mit Christus immer deutlicher zutage treten zu lassen. In der Predigt während der heiligen Messe zum Beginn des Pontifikats habe ich gesagt: „Die Kirche als ganze und die Hirten in ihr müssen wie Christus sich auf den Weg machen, um die Menschen aus der Wüste herauszuführen zu den Orten des Lebens – zur Freundschaft mit dem Sohn Gottes, der uns Leben schenkt, Leben in Fülle.“[1] Nun geschieht es nicht selten, daß die Christen sich mehr um die sozialen, kulturellen und politischen Auswirkungen ihres Einsatzes kümmern und dabei den Glauben immer noch als eine selbstverständliche Voraussetzung des allgemeinen Lebens betrachten. In Wirklichkeit aber besteht diese Voraussetzung nicht nur nicht mehr in dieser Form, sondern wird häufig sogar geleugnet.[2] Während es in der Vergangenheit möglich war, ein einheitliches kulturelles Gewebe zu erkennen, das in seinem Verweis auf die Glaubensinhalte und die von ihnen inspirierten Werte weithin angenommen wurde, scheint es heute in großen Teilen der Gesellschaft aufgrund einer tiefen Glaubenskrise, die viele Menschen befallen hat, nicht mehr so zu sein. 3. Wir dürfen nicht zulassen, daß das Salz schal wird und das Licht verborgenen gehalten wird (vgl. Mt 5,13-16). Auch der Mensch von heute kann wieder das Bedürfnis verspüren, wie die Samariterin zum Brunnen zu gehen, um Jesus zu hören, der dazu einlädt, an ihn zu glauben und aus der Quelle zu schöpfen, aus der lebendiges Wasser hervorsprudelt (vgl. Joh 4,14). Wir müssen wieder Geschmack daran finden, uns vom durch die Kirche treu überlieferten Wort Gottes und vom Brot des Lebens zu nähren – Gaben, die allen zur Stärkung angeboten werden, die seine Jünger sind (vgl. Joh 6,51). Die Lehre Jesu ertönt nämlich noch in unseren Tagen mit derselben Kraft: „Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt“ (Joh 6,27). Die Frage derer, die ihn hörten, ist die gleiche auch für uns heute: „Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?“ (Joh 6,28). Die Antwort Jesu kennen wir: „Das ist das Werk Gottes, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat“ (Joh 6,29). An Jesus Christus zu glauben ist also der Weg, um endgültig zum Heil zu gelangen. 4. Im Licht all dessen habe ich entschieden, ein Jahr des Glaubens auszurufen. Es wird am 11. Oktober 2012, dem fünfzigsten Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, beginnen und am Christkönigssonntag, dem 24. November 2013, enden. Auf das Datum des 11. Oktobers 2012 fällt auch das zwanzigjährige Jubiläum der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche, eines Textes, den mein Vorgänger, der selige Papst Johannes Paul II., mit dem Ziel promulgierte[3], allen Gläubigen die Kraft und die Schönheit des Glaubens vor Augen zu führen. Dieses Dokument, eine authentische Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils, sollte nach dem Wunsch der Außerordentlichen Bischofssynode von 1985 ein Instrument im Dienst der Katechese sein[4] und wurde durch die Zusammenarbeit des gesamten Episkopates der katholischen Kirche erstellt. Und gerade die Vollversammlung der Bischofssynode ist von mir für den Oktober 2012 zum Thema „Die Neuevangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens“ einberufen worden. Das wird eine günstige Gelegenheit sein, um das gesamte kirchliche Gefüge in eine Zeit der besonderen Besinnung und der Wiederentdeckung des Glaubens zu führen. Es ist nicht das erste Mal, daß die Kirche aufgerufen wird, ein Jahr des Glaubens zu feiern. Mein verehrter Vorgänger, der Diener Gottes Paul VI., rief 1967 ein ähnliches Jahr aus, um des Martyriums der Apostel Petrus und Paulus anläßlich der 1900-Jahr-Feier ihres letzten Zeugnisses zu gedenken. Er plante es als einen festlichen Anlaß, damit es in der ganzen Kirche „ein authentisches und aufrichtiges Bekenntnis ein und desselben Glaubens“ gebe; zudem wollte er, daß dieser Glaube „einzeln und gemeinschaftlich, frei und bewußt, innerlich und äußerlich, demütig und freimütig“[5] bekräftigt würde. Er dachte, auf diese Weise könne die ganze Kirche eine „genaue Kenntnis ihres Glaubens“ wiedergewinnen, „um ihn neu zu beleben, ihn zu läutern, zu festigen und zu bekennen“[6]. Die großen Umwälzungen, die in jenem Jahr geschahen, machten die Notwendigkeit einer solchen Feier noch deutlicher. Sie wurde mit dem Credo des Volkes Gottes[7] abgeschlossen, um zu beweisen, wie dringend die wesentlichen Inhalte, die seit Jahrhunderten das Erbe aller Gläubigen bilden, immer neu bekräftigt, verstanden und vertieft werden müssen, um unter geschichtlichen Bedingungen, die sich von denen der Vergangenheit unterscheiden, ein kohärentes Zeugnis zu geben. 5. In gewisser Hinsicht betrachtete mein verehrter Vorgänger dieses Jahr als eine „Konsequenz aus dem Konzil und ein nachkonziliäres Erfordernis“[8], da er sich der schweren Probleme der Zeit – vor allem in bezug auf das Bekenntnis des wahren Glaubens und seine rechte Auslegung – wohl bewußt war. Ich war der Meinung, den Beginn des Jahres des Glaubens auf das Datum des fünfzigsten Jahrestags der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils zu legen, könne eine günstige Gelegenheit bieten, um zu begreifen, daß die von den Konzilsvätern als Erbe hinterlassenen Texte gemäß den Worten des seligen Johannes Paul II. „weder ihren Wert noch ihren Glanz verlieren. Sie müssen auf sachgemäße Weise gelesen werden, damit sie aufgenommen und verarbeitet werden können als qualifizierte und normgebende Texte des Lehramtes innerhalb der Tradition der Kirche […] Ich fühle mich mehr denn je dazu verpflichtet, auf das Konzil als die große Gnade hinzuweisen, in deren Genuß die Kirche im 20. Jahrhundert gekommen ist. In ihm ist uns ein sicherer Kompaß geboten worden, um uns auf dem Weg des jetzt beginnenden Jahrhunderts zu orientieren.“[9] Auch ich möchte mit Nachdruck hervorheben, was ich wenige Monate nach meiner Wahl zum Nachfolger Petri in bezug auf das Konzil gesagt habe: „Wenn wir es mit Hilfe der richtigen Hermeneutik lesen und rezipieren, dann kann es eine große Kraft für die stets notwendige Erneuerung der Kirche sein und immer mehr zu einer solchen Kraft werden.“[10] 6. Die Erneuerung der Kirche geschieht auch durch das Zeugnis, das das Leben der Gläubigen bietet: Die Christen sind nämlich berufen, mit ihrer Existenz in der Welt das Wort der Wahrheit, das der Herr uns hinterlassen hat, leuchten zu lassen. Gerade das Konzil stellte in der Dogmatischen Konstitution Lumen gentium fest: „Während aber Christus heilig, schuldlos, unbefleckt war (Hebr 7,26) und Sünde nicht kannte (2 Kor 5,21), sondern allein die Sünden des Volkes zu sühnen gekommen ist (vgl. Hebr 2,17), umfaßt die Kirche Sünder in ihrem eigenen Schoße. Sie ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und Erneuerung. Die Kirche »schreitet zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf ihrem Pilgerweg dahin« und verkündet das Kreuz und den Tod des Herrn, bis er wiederkommt (vgl. 1 Kor 11,26). Von der Kraft des auferstandenen Herrn aber wird sie gestärkt, um ihre Trübsale und Mühen, innere gleichermaßen wie äußere, durch Geduld und Liebe zu besiegen und sein Mysterium, wenn auch schattenhaft, so doch getreu in der Welt zu enthüllen, bis es am Ende im vollen Lichte offenbar werden wird.“[11] Aus dieser Sicht ist das Jahr des Glaubens eine Aufforderung zu einer echten und erneuerten Umkehr zum Herrn, dem einzigen Retter der Welt. Im Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung hat Gott die rettende Liebe vollends offenbart und ruft die Menschen durch die Vergebung der Sünden zur Umkehr des Lebens (vgl. Apg 5,31). Diese Liebe – so der Apostel Paulus – führt den Menschen in ein neues Leben: „Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben“ (Röm 6,4). Durch den Glauben gestaltet dieses neue Leben die gesamte menschliche Existenz nach der radikalen Neuheit der Auferstehung. Im Maß der freien Bereitschaft des Menschen werden seine Gedanken und Gefühle, seine Mentalität und sein Verhalten allmählich geläutert und verwandelt auf einem Weg, der in diesem Leben nie gänzlich vollendet wird. Der „Glaube, der in der Liebe wirksam ist“ (vgl. Gal 5,6), wird zu einem neuen Maßstab für das Denken und Tun, der das ganze Leben des Menschen verändert (vgl. Röm 12,2; Kol 3,9-10; Eph 4,20-29; 2 Kor 5,17). 7. „Caritas Christi urget nos“ (2 Kor 5,14): Die Liebe Christi ist es, die unsere Herzen erfüllt und uns dazu drängt, das Evangelium zu verkünden. Heute wie damals sendet er uns auf die Straßen der Welt, um sein Evangelium allen Völkern der Erde bekanntzumachen (vgl. Mt 28,19). Mit seiner Liebe zieht Jesus Christus die Menschen aller Generationen an sich: Zu allen Zeiten ruft er die Kirche zusammen und vertraut ihr die Verkündigung des Evangeliums mit einem Auftrag an, der immer neu ist. Darum ist auch heute ein überzeugterer kirchlicher Einsatz für eine neue Evangelisierung notwendig, um wieder die Freude am Glauben zu entdecken und die Begeisterung in der Weitergabe des Glaubens wiederzufinden. Im täglichen Wiederentdecken der Liebe Gottes schöpft der missionarische Einsatz der Gläubigen, der niemals nachlassen darf, Kraft und Stärke. Der Glaube wächst nämlich, wenn er als Erfahrung einer empfangenen Liebe gelebt und als Erfahrung von Gnade und Freude vermittelt wird. Er macht fruchtbar, weil er das Herz in der Hoffnung weitet und befähigt, ein Zeugnis zu geben, das etwas zu bewirken vermag: Er öffnet nämlich Herz und Sinn der Zuhörer, damit sie die Einladung des Herrn, seinem Wort zuzustimmen und seine Jünger zu werden, annehmen. Die Gläubigen „werden stärker, indem sie glauben“, bezeugt der heilige Augustinus.[12] Der heilige Bischof von Hippo hatte gute Gründe, sich so auszudrücken. Wie wir wissen, war sein Leben eine ständige Suche nach der Schönheit des Glaubens, bis sein Herz in Gott Ruhe fand.[13] Seine zahlreichen Schriften, in denen die Bedeutung des Glaubensaktes und die Wahrheit des Glaubens erklärt werden, bleiben bis in unsere Tage ein Erbe unvergleichlichen Reichtums und ermöglichen immer noch vielen Menschen auf der Suche nach Gott, den rechten Weg zu finden, um zur „Tür des Glaubens“ zu gelangen. Nur glaubend also wächst der Glaube und wird stärker; es gibt keine andere Möglichkeit, Gewißheit über das eigene Leben zu haben, als sich in ständig zunehmendem Maße den Händen einer Liebe zu überlassen, die als immer größer erfahren wird, weil sie ihren Ursprung in Gott hat. 8. Aus Anlaß dieses besonderen Jahrestags möchte ich die Mitbrüder im Bischofsamt auf dem ganzen Erdkreis einladen, sich in dieser Zeit der geistlichen Gnade, die der Herr uns anbietet, dem Nachfolger Petri anzuschließen, um des kostbaren Geschenks des Glaubens zu gedenken. Wir wollen dieses Jahr in würdiger und schöpferischer Weise feiern. Es soll intensiver über den Glauben nachgedacht werden, um allen, die an Christus glauben, zu helfen, ihre Zustimmung zum Evangelium bewußter und stärker werden zu lassen, vor allem in einem Moment tiefgreifender Veränderungen, wie ihn die Menschheit gerade erlebt. Wir werden die Gelegenheit haben, den Glauben an den auferstandenen Herrn in unseren Kathedralen und in allen Kirchen der Welt, in unseren Häusern und bei unseren Familien zu bekennen, damit jeder das starke Bedürfnis verspürt, den unveränderlichen Glauben besser zu kennen und an die zukünftigen Generationen weiterzugeben. Die Ordensgemeinschaften sowie die Pfarrgemeinden und alle alten wie neuen kirchlichen Realitäten werden Gelegenheit finden, in diesem Jahr das Credo öffentlich zu bekennen. 9. Wir wünschen uns, daß dieses Jahr in jedem Gläubigen das Verlangen wecke, den Glauben vollständig und mit erneuerter Überzeugung, mit Vertrauen und Hoffnung zu bekennen. Es wird eine günstige Gelegenheit sein, um auch die Feier des Glaubens in der Liturgie zu verstärken, besonders in der Eucharistie, die der „Höhepunkt [ist], dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“.[14] Zugleich wünschen wir uns, daß das Zeugnis des Lebens der Gläubigen an Glaubwürdigkeit gewinnt. Die Inhalte des Glaubens, der bekannt, gefeiert, gelebt und im Gebet ausgedrückt wird, wiederzuentdecken[15] und über den Glaubensakt selbst nachzudenken, ist eine Verpflichtung, die jeder Gläubige übernehmen muß, vor allem in diesem Jahr. Nicht zufällig waren die Christen in den ersten Jahrhunderten angehalten, das Credo auswendig zu lernen. Das diente ihnen als tägliches Gebet, um die mit der Taufe übernommene Verpflichtung nicht zu vergessen. Mit bedeutungsvollen Worten erinnert der heilige Augustinus daran, wenn er in einer Predigt über die redditio symboli – die Übergabe des Credo – sagt: „Das Symbolum des heiligen Geheimnisses, das ihr alle gemeinsam empfangen und das ihr heute einzeln wiedergegeben habt, sind die Worte, auf die der Glaube der Mutter Kirche fest gegründet ist, über dem sicheren Fundament, das Christus, der Herr, ist. Ihr habt es also empfangen und wiedergegeben, aber im Geist müßt ihr es immer gegenwärtig halten, ihr müßt es im Bett wiederholen, auf den Plätzen darüber nachdenken und es während der Mahlzeiten nicht vergessen; und selbst wenn euer Leib schläft, muß euer Herz in ihm wachen.“[16] 10. An dieser Stelle möchte ich einen Weg skizzieren, der nicht nur die Glaubensinhalte tiefer zu verstehen hilft, sondern zusammen mit ihnen auch den Akt, mit dem wir beschließen, uns Gott in völliger Freiheit gänzlich anzuvertrauen. Es besteht nämlich eine tiefe Einheit zwischen dem Glaubensakt und den Inhalten, denen wir zustimmen. Der Apostel Paulus ermöglicht es, ins Innere dieser Wirklichkeit einzudringen, wenn er schreibt: „Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt…“ (Röm 10,10a). Das Herz zeigt an, daß der erste Schritt, mit dem man zum Glauben kommt, eine Gabe Gottes und ein Akt der Gnade ist, die wirkt und den Menschen bis ins Innerste verwandelt. In diesem Zusammenhang ist das Beispiel der Lydia sehr bedeutsam. Der heilige Lukas erzählt, daß Paulus, als er in Philippi war, sich am Sabbat aufmachte, um einigen Frauen das Evangelium zu verkünden; unter ihnen war Lydia, und „der Herr öffnete ihr das Herz, so daß sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte“ (Apg 16,14). Der in diesen Worten enthaltene Sinn ist wichtig. Der heilige Lukas lehrt, daß die Kenntnis der zu glaubenden Inhalte nicht genügt, wenn dann das Herz, das echte „Heiligtum“ des Menschen, nicht durch die Gnade geöffnet wird, die die Augen schenkt, um in die Tiefe zu sehen und zu verstehen, daß das, was verkündet wurde, das Wort Gottes ist. Mit dem Mund bekennen bedeutet seinerseits, daß der Glaube ein öffentliches Zeugnis und Engagement einschließt. Der Christ darf niemals meinen, glauben sei eine Privatsache. Der Glaube ist die Entscheidung, beim Herrn zu sein und mit ihm zu leben. Dieses „Bei-ihm-Sein“ führt in das Verständnis der Gründe ein, warum man glaubt. Gerade weil der Glaube ein Akt der Freiheit ist, erfordert er auch die gesellschaftliche Verantwortung für das, was man glaubt. Am Pfingsttag zeigt die Kirche in aller Deutlichkeit diese öffentliche Dimension, das heißt zu glauben und den eigenen Glauben furchtlos allen Menschen zu verkünden. Es ist die Gabe des Heiligen Geistes, der zur Mission befähigt und unser Zeugnis stärkt, indem er es freimütig und mutig sein läßt. Das Bekenntnis des Glaubens selbst ist ein persönlicher und zugleich gemeinschaftlicher Akt. Der erste Träger des Glaubens ist nämlich die Kirche. Im Glauben der christlichen Gemeinde empfängt jeder die Taufe, das wirksame Zeichen der Eingliederung in das Volk der Gläubigen, um das Heil zu erlangen. So bestätigt der Katechismus der Katholischen Kirche: „»Ich glaube«: das ist der Glaube der Kirche, wie ihn jeder Glaubende, vor allem bei der Taufe, persönlich bekennt. »Wir glauben«: das ist der Glaube der Kirche, wie ihn die zum Konzil versammelten Bischöfe oder, allgemeiner, die zur Liturgie versammelten Gläubigen bekennen. »Ich glaube«: So spricht auch die Kirche, unsere Mutter, die durch ihren Glauben Gott antwortet und uns sagen lehrt: »Ich glaube«, »wir glauben«.“[17] Wie man feststellen kann, ist die Kenntnis der Glaubensinhalte wesentlich, um die eigene Zustimmung zu geben, das heißt um sich dem, was von der Kirche vorlegt wird, mit Verstand und Willen völlig anzuschließen. Die Kenntnis des Glaubens führt in das Ganze des von Gott offenbarten Heilgeheimnisses ein. Die gegebene Zustimmung schließt also ein, daß man, wenn man glaubt, freiwillig das gesamte Glaubensgeheimnis annimmt, denn der Bürge für seine Wahrheit ist Gott selbst, der sich offenbart und es ermöglicht, sein Geheimnis der Liebe zu erkennen.[18] Andererseits dürfen wir nicht vergessen, daß in unserem kulturellen Kontext viele Menschen zwar die Gabe des Glaubens selbst nicht kennen, doch ernstlich auf der Suche nach dem letzten Sinn und der endgültigen Wahrheit über ihr Leben und über die Welt sind. Diese Suche ist ein authentisches „Vorspiel“ zum Glauben, weil es die Menschen auf dem Weg bewegt, der zum Geheimnis Gottes führt. Die Vernunft des Menschen trägt selbst das Bedürfnis nach dem „immer Gültigen und Bleibenden“[19] in sich. Dieses Bedürfnis stellt eine unauslöschlich ins menschliche Herz eingeschriebene ständige Einladung dar, sich auf den Weg zu machen, um den zu treffen, den wir nicht suchen würden, wenn er uns nicht bereits entgegengekommen wäre.[20] Eben zu dieser Begegnung lädt der Glaube uns ein und öffnet uns vollends. 11. Um zu einer systematischen Kenntnis der Glaubensgeheimnisse zu gelangen, können alle im Katechismus der Katholischen Kirche ein wertvolles und unentbehrliches Hilfsmittel finden. Er ist eine der wichtigsten Früchte des Zweiten Vatikanischen Konzils. In der Apostolischen Konstitution Fidei depositum, die nicht zufällig anläßlich des dreißigsten Jahrestags der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils unterzeichnet wurde, schrieb der selige Johannes Paul II.: „Dieser Katechismus [wird] einen sehr wichtigen Beitrag zum Werk der Erneuerung des gesamten kirchlichen Lebens leisten … Ich erkenne ihn als gültiges und legitimes Werkzeug im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft an, ferner als sichere Norm für die Lehre des Glaubens.“[21] In ebendieser Aussicht soll das Jahr des Glaubens einen einhelligen Einsatz für die Wiederentdeckung und das Studium der grundlegenden Glaubensinhalte zum Ausdruck bringen, die im Katechismus der Katholischen Kirche systematisch und organisch zusammengefaßt sind. Dort leuchtet nämlich der Reichtum der Lehre auf, die die Kirche in den zweitausend Jahren ihrer Geschichte empfangen, gehütet und dargeboten hat. Von der Heiligen Schrift zu den Kirchenvätern, von den Lehrern der Theologie zu den Heiligen über die Jahrhunderte hin bietet der Katechismus eine bleibende Erinnerung an die vielen Weisen, in denen die Kirche über den Glauben meditiert und Fortschritte in der Lehre hervorgebracht hat, um den Gläubigen in ihrem Glaubensleben Sicherheit zu geben. In seinem Aufbau selbst zeigt der Katechismus der Katholischen Kirche die Entwicklung des Glaubens bis hin zur Erwähnung der großen Themen des täglichen Lebens. Seite für Seite entdeckt man, daß das Dargestellte nicht eine Theorie, sondern die Begegnung mit einer Person ist, die in der Kirche lebt. Auf das Glaubensbekenntnis folgt nämlich die Erklärung des sakramentalen Lebens, in dem Christus gegenwärtig ist, wirkt und fortwährend seine Kirche aufbaut. Ohne die Liturgie und die Sakramente hätte das Glaubensbekenntnis keine Wirkkraft, denn es würde ihm die Gnade fehlen, die das Zeugnis der Christen unterstützt. In gleichem Maße gewinnt die Lehre des Katechismus über das moralische Leben seine volle Bedeutung, wenn sie in Beziehung zum Glauben, zur Liturgie und zum Gebet gesetzt wird. 12. In diesem Jahr kann deshalb der Katechismus der Katholischen Kirche ein wirkliches Instrument zur Unterstützung des Glaubens sein, vor allem für die, denen die Bildung der Christen am Herzen liegt, die in unserem kulturellen Kontext so ausschlaggebend ist. Zu diesem Zweck habe ich die Kongregation für die Glaubenslehre beauftragt, in Absprache mit den zuständigen Dikasterien des Heiligen Stuhls eine Note zu erstellen, mit der der Kirche und den Gläubigen einige Hinweise gegeben werden, um dieses Jahr des Glaubens auf höchst wirksame und geeignete Weise im Dienst des Glaubens und der Evangelisierung zu leben. Der Glaube sieht sich ja mehr als in der Vergangenheit einer Reihe von Fragen ausgesetzt, die aus einer veränderten Mentalität herrühren, die besonders heute den Bereich der rationalen Gewißheiten auf den der wissenschaftlichen und technologischen Errungenschaften reduziert. Die Kirche hat sich jedoch nie gescheut zu zeigen, daß zwischen Glauben und authentischer Wissenschaft kein Konflikt bestehen kann, da beide – wenn auch auf verschiedenen Wegen – nach der Wahrheit streben.[22] 13. Es wird entscheidend sein, im Laufe dieses Jahres die Geschichte unseres Glaubens durchzugehen, die das unergründliche Geheimnis der Verflechtung von Heiligkeit und Sünde sieht. Während erstere den großen Beitrag hervorhebt, den Männer und Frauen mit ihrem Lebenszeugnis für das Wachsen und die Entwicklung der Gemeinschaft geleistet haben, muß die zweite in einem jeden ein aufrichtiges und fortdauerndes Werk der Umkehr hervorrufen, um die Barmherzigkeit Gottes des Vaters zu erfahren, der allen entgegenkommt. In dieser Zeit werden wir unseren Blick auf Jesus Christus richten, „den Urheber und Vollender des Glaubens“ (Hebr 12,2): In ihm finden alle Sorge und alles Sehnen des menschlichen Herzens ihre Erfüllung. Die Freude der Liebe, die Antwort auf das Drama von Leid und Schmerz, die Kraft zur Vergebung angesichts der erlittenen Beleidigung und der Sieg des Lebens gegenüber der Leere des Todes – alles findet Erfüllung im Geheimnis seiner Inkarnation, der Menschwerdung, des Mit-uns-Teilens der menschlichen Schwachheit, um sie mit der Macht seiner Auferstehung zu verwandeln. In ihm, der für unser Heil gestorben und auferstanden ist, erreichen die Beispiele des Glaubens, die diese zweitausend Jahre unserer Heilsgeschichte gekennzeichnet haben, ihren vollen Glanz. Aufgrund des Glaubens nahm Maria das Wort des Engels an und glaubte der Botschaft, daß sie im Gehorsam ihrer Hingabe die Mutter Gottes werden sollte (vgl. Lk 1,38). Als sie Elisabeth besuchte, stimmte sie ihren Lobgesang auf den Allerhöchsten an für die Wunder, die er bei denen vollbrachte, die sich ihm anvertrauen (vgl. Lk 1,46-55). Mit Freude und Bangen gebar sie ihren einzigen Sohn und bewahrte unversehrt ihre Jungfräulichkeit (vgl. Lk 2,6-7). Im Vertrauen auf Josef, ihren Bräutigam, brachte sie Jesus nach Ägypten, um ihn vor der Verfolgung des Herodes zu retten (vgl. Mt 2,13-15). Mit demselben Glauben folgte sie dem Herrn während seiner Verkündigung und blieb bei ihm bis zum Kalvarienberg (vgl. Joh 19,25-27). Im Glauben kostete Maria die Früchte der Auferstehung Jesu, und indem sie alle Erinnerungen in ihrem Herzen bewahrte (vgl. Lk 2, 19.51), gab sie diese an die Zwölf weiter, die mit ihr im Abendmahlssaal versammelt waren, um den Heiligen Geist zu empfangen (vgl. Apg 1,14; 2,1-4). Aufgrund des Glaubens verließen die Apostel alles, um dem Meister nachzufolgen (vgl. Mk 10,28). Sie glaubten den Worten, mit denen er das Reich Gottes verkündete, das in seiner Person gegenwärtig und verwirklicht war (vgl. Lk 11,20). Sie lebten in einer Gemeinschaft des Lebens mit Jesus, der sie in seiner Lehre unterwies und ihnen eine neue Lebensregel hinterließ, mit der sie nach seinem Tode als seine Jünger erkannt werden sollten (vgl. Joh 13,34-35). Aufgrund des Glaubens gingen sie in die ganze Welt hinaus und folgten dem Auftrag, das Evangelium zu allen Geschöpfen zu bringen (vgl. Mk 16,15), und ohne jede Furcht verkündeten sie allen die Freude der Auferstehung, für die sie treue Zeugen waren. Aufgrund des Glaubens bildeten die Jünger die erste Gemeinde, die um die Lehre der Apostel, im Gebet und in der Eucharistiefeier versammelt war und in der sie alles gemeinsam hatten, um für die Bedürfnisse der Brüder aufzukommen (vgl. Apg 2,42-47). Aufgrund des Glaubens gaben die Märtyrer ihr Leben hin, um die Wahrheit des Evangeliums zu bezeugen, das sie verwandelt und zum größten Geschenk der Liebe befähigt hatte, indem sie ihren Verfolgern verziehen. Aufgrund des Glaubens haben Männer und Frauen ihr Leben Christus geweiht und alles verlassen, um in evangelischer Einfachheit den Gehorsam, die Armut und die Keuschheit zu leben als konkrete Zeichen der Erwartung des Herrn, der nicht säumt zu kommen. Aufgrund des Glaubens haben viele Christen Tätigkeiten zugunsten der Gerechtigkeit gefördert, um das Wort des Herrn, der gekommen ist, um die Befreiung von der Unterdrückung zu verkünden und ein Jahr der Gnade für alle auszurufen, konkret werden zu lassen. (vgl. Lk 4,18-19). Aufgrund des Glaubens haben im Laufe der Jahrhunderte Männer und Frauen jeden Alters, deren Namen im Buch des Lebens verzeichnet sind (vgl. Offb. 7,9; 13,8), die Schönheit bekannt, was es heißt, dem Herrn Jesus dort nachzufolgen, wo sie berufen waren, ihr Christsein zu bezeugen: in der Familie, im Beruf, im öffentlichen Leben, in der Ausübung der Charismen und Dienste, zu denen sie gerufen wurden. Aufgrund des Glaubens leben auch wir: für die lebendige Erkenntnis Jesu, des Herrn, der in unserem Leben und in der Geschichte gegenwärtig ist. 14. Das Jahr des Glaubens wird auch eine günstige Gelegenheit sein, das Zeugnis der Liebe zu verstärken. Der heilige Paulus erinnert: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“ (1 Kor 13,13). Mit noch kräftigeren Worten – die von jeher die Christen in die Pflicht nehmen – sagt des Apostel Jakobus: „Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: »Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!«, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Nun könnte einer sagen: »Du hast Glauben und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke« “ (Jak 2,14-18). Der Glaube ohne die Liebe bringt keine Frucht, und die Liebe ohne den Glauben wäre ein Gefühl, das ständig dem Zweifel ausgesetzt ist. Glaube und Liebe erfordern sich gegenseitig, so daß eines dem anderen erlaubt, seinen Weg zu gehen. Nicht wenige Christen widmen ihr Leben nämlich liebevoll dem Einsamen, dem Randständigen oder dem Ausgeschlossen als dem, zu dem man zuallererst gehen muß und den zu unterstützen am wichtigsten ist, gerade weil sich in ihm das Antlitz Christi selbst widerspiegelt. Dank des Glaubens können wir in denen, die unsere Liebe erbitten, das Antlitz des auferstandenen Herrn erkennen. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40): diese seine Worte sind eine nicht zu vergessende Mahnung und eine fortwährende Einladung, die Liebe zurückzugeben, mit der er sich unser annimmt. Der Glaube ist es, der es ermöglicht, Christus zu erkennen, und seine eigene Liebe ist es, die dazu drängt, ihm jedesmal zu helfen, wenn er auf unserem Lebensweg unser Nächster wird. Vom Glauben getragen, sehen wir hoffnungsvoll auf unser Engagement in der Welt und erwarten dabei „einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt“ (2 Petr 3,13; vgl. Offb 21,1). 15. Als der Apostel Paulus bereits am Ende seines Lebens angelangt war, forderte er seinen Schüler Timotheus auf, mit derselben Beständigkeit nach dem Glauben zu streben (vgl. 2 Tim 2,22), die er in seiner Jugend hatte (vgl. 2 Tim 3,15). Diese Einladung spüren wir an einen jeden von uns gerichtet, damit niemand nachlässig im Glauben werde. Er ist ein Gefährte unseres Lebens, der es erlaubt, mit stets neuem Blick die Wunder wahrzunehmen, die Gott für uns vollbringt. Darauf bedacht, die Zeichen der Zeit im Heute der Geschichte zu erkennen, verpflichtet der Glaube jeden von uns, ein lebendiges Zeichen der Gegenwart des Auferstandenen in der Welt zu werden. Das, was die Welt von heute besonders braucht, ist das glaubhafte Zeugnis derer, die, vom Wort des Herrn im Geist und im Herzen erleuchtet, fähig sind, den Geist und das Herz vieler zu öffnen für die Sehnsucht nach Gott und nach dem ewigen Leben, das kein Ende kennt. „Das Wort des Herrn breite sich aus und werde verherrlicht“ (vgl. 2 Thess 3,1): Möge dieses Jahr des Glaubens die Beziehung zu Christus, dem Herrn, immer mehr festigen, denn nur in ihm gibt es die Sicherheit für den Blick in die Zukunft und die Garantie einer echten und dauerhaften Liebe. Die Worte des Apostels Petrus werfen einen letzten Lichtstrahl auf den Glauben: „Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müßt. Dadurch soll sich euer Glaube bewähren, und es wird sich zeigen, daß er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist. So wird (eurem Glauben) Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi. Ihn habt ihr nicht gesehen, und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude, da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil“ (1 Petr 1,6-9). Das Leben der Christen kennt die Erfahrung der Freude und die des Leidens. Wie viele Heilige haben die Einsamkeit erlebt! Wie viele Gläubige, auch in unseren Tagen, sind geprüft durch das Schweigen Gottes, während sie seine tröstende Stimme hören möchten! Während die Prüfungen des Lebens es erlauben, das Kreuzesmysterium zu verstehen und an den Leiden Christi teilzuhaben (vgl. Kol 1,24), so sind sie ein Vorbote für die Freude und die Hoffnung, zu denen der Glaube führt: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (2 Kor 12,10). Wir glauben mit fester Gewißheit, daß Jesus, der Herr, das Böse und den Tod besiegt hat. Mit dieser sicheren Zuversicht vertrauen wir uns ihm an: Mitten unter uns gegenwärtig, besiegt er die Macht des Bösen (vgl. Lk 11,20), und die Kirche, die sichtbare Gemeinschaft seiner Barmherzigkeit, bleibt in ihm als Zeichen der endgültigen Versöhnung mit dem Vater. Vertrauen wir der Mutter Gottes, die „selig“ gepriesen wird, weil sie „geglaubt hat“ (Lk 1,45), diese Zeit der Gnade an.