Zeugnisse

"Die Heilige Kommunion - meine größte Sehnsucht im KZ"

Ich war als 16jähriger in einem KZ wegen meiner nicht-arischen Abstammung. Gegen Kriegsende mußten wir Schützengräben ausheben. Die Bewacher waren damals schon ziemlich demoralisiert. So ist es mir gelungen, vom Arbeitsplatz zu verschwinden. Ein Kirchturm, drei Kilometer entfernt, hat mich magisch angezogen. Ich hoffte, dort die Heilige Kommunion zu empfangen. Das Unternehmen ist auch gelungen. Das Risiko war sehr groß.

Die SS hat in der Gegend feindliche Fallschirmspringer vermutet. Jeder, der keinen Ausweis hatte, wurde sofort erschossen. Ich habe die drei Kilometer hin und zurück ohne Gefährdung zurückgelegt und in der Kirche die Heilige Kommunion empfangen. Das war meine größte Sehnsucht in der ganzen Zeit meiner KZ-Haft. Ich habe von der Freiheit geträumt, weil die Freiheit für mich den Zugang zur Eucharistie bedeutet hätte.
Am nächsten Tag habe ich den Versuch wiederholt, allerdings in der entgegengesetzten Richtung. Der Weg war kürzer, aber gefährlicher, weil er an einem Munitionslager vorbeigeführt hat, wo alle vorbeikommenden einer strengen Kontrolle unterzogen worden sind – was ich allerdings nicht wußte. Beim Hinweg war gerade Wachablöse, sodaß draußen gerade kein Posten gestanden ist. Und beim Rückweg hat der Wachsoldat gerade seine Notdurft verrichtet. Und so bin ich wieder unbemerkt vorbeigekommen. Die Vorsehung hatte das wunderbar eingerichtet.

P. Leo Kuchar

Wer mehr über P. Leo Kuchar erfahren will, kann das Portrait in VISION 6/2004 (Seiten 14-16) nachlesen.