Zeugnisse

Pfarrer Ekkehard Edel - Meine Eucharistiefeier X - Die Fürbitten

Unmittelbar nach dem Glaubensbekenntnis und vor der Gabenbereitung steht das allgemeine Gebet, die Fürbitten. Vor dem letzten Konzil gab es dieses Gebet nur am Karfreitag.
Mir scheint die Neueinführung der Fürbitten und die Einfügung gerade an dieser Stelle der Eucharistiefeier auch einen Bedeutungswandel zu beinhalten.

In der Kirchensprache kannte man früher auch den Ausdruck „Oratio populi“ d.h. Gebet des Volkes. Es handelt sich dabei um das priesterliche Volk Gottes. 6 …ihr aber sollt mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören.“ Ex 19:6; So lautet die Verheißung Gottes im Alten Bund. Diese Verheißung findet ihre Bestätigung in der Offenbarung Jesu Christi an Johannes: „6 er hat uns zu Königen gemacht und zu Priestern vor Gott, seinem Vater.“ Offb 1:6;
Dieses Volk nun trägt im Zusammenhang mit der Bereitung der Gaben die Bitten und Anliegen vor Gott, um sie seiner heilschaffenden Allmacht anzuvertrauen. Dies geschieht in priesterlicher Vollmacht, denn durch Taufe und Firmung sind die Glieder des Volkes Gottes Jesus Christus dem ewigen Hohenpriester in ihrer inneren geistlichen Gestalt völlig angeglichen, so dass sie eine gewisse Identität mit Ihm erlangen. Es ist derselbe Geist der aus ihnen spricht und betet, der auch in Christus ihrem Haupt wirkt.

Die Bitten seines Volkes, des mystischen Leibes Christi, nimmt der Vater an und wandelt die vorgetragenen Anliegen und Nöte zum Heil.
In den Anweisungen zu diesem Gebet heißt es: „Die Fürbitten werden vom Priester eingeleitet und abgeschlossen. Die einzelnen Anliegen können vom Diakon, Lektor, Kantor oder anderen vorgetragen werden.“ (Rubrik aus dem Schott)

Es gibt viele gute vorgedruckte Fürbitten. In kleineren Gemeinschaften ist es oft üblich die Fürbitten unmittelbar und spontan von den anwesenden Gläubigen formulieren zu lassen. Das geht sogar in großen Gemeinden, vorausgesetzt die akustischen Probleme lassen sich einfach lösen.

Ich habe das oft praktiziert. Dabei bitte ich die Gläubigen, Fürbitten aus dem Bereich ihrer eigenen Lebensverantwortung vorzutragen. Nach 7-10 Fürbitten fasse ich alles im Schlussgebet zusammen.
Wie alles im Gottesdienst muss auch dieses seriös und gediegen erklärt werden, so dass die Erklärung den Rahmen nicht stört und doch für alle einleuchtend und verständlich ist.
Dass dies im Rahmen der Liturgiereform liegt zeigt sich schon darin, dass es außer dem Lektor und Kantor auch den neuen Dienst des Kommentators gibt. – Auch hier gibt es natürlich Bedenkenträger, die mit ihren Einwürfen jede positive Entwicklung blockieren.

Mit ein bisschen Übung und viel Geduld habe auch ich gelernt Fehler zu vermeiden und die positiven Möglichkeiten der Reformvorschläge des Konzils umzusetzen.
Die Würde des priesterlichen Gottesvolkes kommt gerade in den Fürbitten und wenn sie auch noch spontan vorgetragen werden dürfen, sehr deutlich zum Vorschein.
Die Gefahr von Auswüchsen und Selbstdarstellungen ist immer vorhanden. Sogar am Altar. Das ist ein Lernprozess den alle in Geduld miteinander vollziehen müssen. Die einfachen und unaufgeregten Erklärungen des Vorstehers der Eucharistie, vor allem wenn sie mit etwas Humor vorgetragen werden, schaffen ein gutes Klima in einer Gemeinde und führen die Menschen zusammen.

So können auch die Fürbitten, das allgemeine Gebet, ein Mosaikstein werden, der dem Ganzen der heiligen Messe am Sonntag Lebendigkeit und Attraktivität verleiht.