Zeugnisse

Pfarrer Ekkehard Edel - Meine Eucharistiefeier VII - Lesung

Die erste Lesung aus der Hl. Schrift an den Sonntagen und an den Festtagen mit drei Lesungen, ist gewöhnlich aus dem Alten Testament und die zweite aus dem Neuen Testament. Diese Reihenfolge hat einen tiefen Sinn. Denn in der Offenbarung des alten Bundes begegnet Gott der Menschheit zum ersten Mal nach dem Sündenfall. Dort in den Schriften des Alten Bundes erfahren wir von der Verheißung, dass Gott den Menschen trotz seiner Sünde retten will.

In den Schriften des Neuen Bundes vor allem im Evangelium wird die Erfüllung dieser Verheißungen offenbart. In der Apostelgeschichte und in den Briefen der Apostel wird das neue Leben in Christus anschaulich dargestellt. Und es werden Anweisungen gegeben wie wir heute als Kirche leben können.

Darum nehme ich immer alle drei Lesungen an den Sonntagen, damit die Heilsgeschichte deutlich wird und wir mit größerer Freude und Gewissheit das neue Leben in Christus empfangen können.

Bleiben wir noch einen Augenblick bei den Schriften des Alten Bundes. Die ersten elf Kapitel des Buches Genesis berichten über den Anfang von allem. Wir erfahren: alles was ist, ist von Gott ins Dasein gerufen, geschaffen aus dem Nichts. Erst im zwölften Kapitel beginnt mit dem Bericht über Abraham die eigentliche Heilsgeschichte.
Die fünf Bücher Mose, die Tora oder der Pentateuch, bilden die Basisoffenbarung, ohne die wir weder das Alte Testament noch das neue Testament recht verstehen können.

Wie bedeutsam die alttestamentlichen Texte für uns sind erfahren wir auch aus einer Stelle im zweiten Petrusbrief:
„Er hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfangen; denn er hörte die Stimme der erhabenen Herrlichkeit, die zu ihm sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden, und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.“ (2Pe 1:17-19)

Das Fundament der alttestamentlichen Verheißungen wird für uns um so sicherer weil wir im Evangelium die Erfüllung sehen können. Jesus ist das Modell des neuen Menschen ganz und gar nach dem Willen Gottes geschaffen. Wie ER ist, will Gott uns auch haben. Doch das geschieht nicht ohne unsere freie Einwilligung. Unsere Freiheit gibt die der Liebe Gottes entsprechende Antwort. Wir können nur in Freiheit in den Prozess der Liebe Gottes einschwingen. Eine Übereinstimmung des menschlichen Handelns mit dem göttlichen Handeln findet nur dort statt, wo die Quelle der menschlichen Handlungen aus der Freiheit der göttlichen Liebe strömt. Die Liebe wird uns schon in der Taufe als göttliche Tugend geschenkt. Diese Grundvoraussetzungen müssen in uns lebendig sein, wenn wir tiefer in die Beziehung mit Gott hineinwachsen wollen. Der Weg dahin ist eindeutig und klar von Christus vorgegeben:“Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es der mich liebt.“

Genau um diese „Gebote“ geht es im Wortgottesdienst. Da werden Sie uns aus dem Wort Gottes verkündigt und wenn wir Glück haben auch richtig ausgelegt. Vorausgesetzt, der Priester nimmt sein Prophetenamt auf gültige Weise wahr, also in voller Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche Gottes.

Die Lesungen aus dem Neuen Testament, aus der Apostelgeschichte, den Briefen der Apostel oder der Offenbarung des Johannes führen uns tiefer hinein in das Leben in der Christus Gemeinschaft seiner Kirche.
Selbst die nebensächlichsten Bemerkungen enthalten manch versteckte Weisung Christi für das alltägliche Leben. Im Evangelium nimmt ER uns selbst an die Hand und leitet uns an IHM zu folgen auf dem Weg des uneingeschränkten Gehorsams dem Vater gegenüber. „Folge mir nach“ steht unsichtbar in jedem Kapitel.
Die Bedeutung und die Kostbarkeit des Evangeliums zeigt sich auch im liturgischen Vollzug. In einer kleinen Prozession wird das Evangelium zum Ambo getragen. Weihrauch Leuchter und ein kostbarer Einband machen deutlich dass der Herr selbst im Evangelium zu uns spricht.

„Für die liturgischen Lesungen wurden bis tief ins Mittelalter, als schon längst für die einzelnen Tage des Jahres bestimmte Abschnitte festgelegt waren, nicht besondere Lektionstexte, sondern einfach die Bücher der Heiligen Schrift verwendet“. (Zitat aus Missarum Sollemnia Seite 82)