Texte

Sr. M. Michaela Mayer ISA - Anbetung – Schule des Lebens im Schatten des Kreuzes

Damit wir unserem Thema leichter auf die Spur kommen, möchte ich diese Überschrift in 3
Teile „zerlegen“:
1. Anbetung
2. Schule des Lebens
3. im Schatten des Kreuzes

1. Anbetung

Es bedarf der Klärung – was ist Anbetung? bzw. was ist NICHT Anbetung?:

  • Unter Anbetung verstehen wir „katholisch gedacht“ zunächst eine Gebetszeit in einer Kirche, wenn das Allerheiligste Altarssakrament in der Monstranz sichtbar ausgesetzt ist. Das ist aber nur eine „Form“ der Anbetung. Ob alles, was in einer solchen „Form“ der Anbetung „getan“ wird, auch wirklich Gebet im eigentlichen Sinne und gar Anbetung ist, ist damit nicht gesagt!
  • Anbetung
    NICHT eine bestimmte äußere Form, sondern innere Haltung. Anbeten kann ich insofern immer und überall.
    GOTT kann auch in den Bergen angebetet werden! Hl Franziskus entdeckte überall und in allem GOTT!
    Betete IHN überall und in allen Dingen an! ALLES war ihm ein Hinweis auf die LIEBE GOTTES.
    Aber: er lebte auch ganz in und von der Gegenwart GOTTES im Sakrament des Altares! Gerade von daher fand er GOTT auch in der ganzen Schöpfung. 
    Denn: innere Haltung muss eingeübt, trainiert und lebendig gehalten werden und dazu braucht es eben äußere Formen.
  • Anbetung ist NICHT Gebetsworte aneinander reihen.
    Anbetung ist nicht, wenn ich sage: Herr ich bete dich an – und danach – „Ratsch“ mit der Nachbarin: Hast du schon gehört, was die wieder getan hat…..? Anbetung – und konkretes Leben – da muss es Übereinstimmung geben. Zumindest das tägliche Bemühen um Übereinstimmung; Angleichung;…

Wer wird angebetet?

  • Anbetung gebührt allein GOTT!
    Anbetung heißt: GOTT anerkennen! 
    GOTT ist der HERR! ER ist mein Schöpfer!
    Ich bin Sein Geschöpf / Sein Kind / Sein Erbe.
    ER ist mein VATER
    JESUS CHRISTUS, der im Sakrament des Altares gegenwärtig ist, der SOHN GOTTES; ER ist mein Heiland, mein Retter und Erlöser!

Wie komme ich zur Anbetung – zu dieser inneren Haltung?

  • Anbetung heißt – mich GOTT an-vertrauen. Wie ein Kind dem Vater.
  • Voraussetzung für die Anbetung: das Vertrauen.
    GOTT ist gut. GOTT ist VATER!
    ER will nur Gutes für mich.
    Wenn dieses Vertrauen nicht da ist, kann ich eigentlich nicht anbeten.
    Wenn ich GOTT misstraue.
    Wenn ich argwöhne – GOTT könnte etwas Schlechtes für mich wollen. Oder ER gönnt mir etwas nicht……
    Wenn ich z.B. um etwas bete und gar nicht glaube, dass geschieht, worum ich bete.
    Schriftwort: bittet und ihr werdet empfangen – heißt im Urtext eigentlich: bittet – und NEHMT!1
    Anbeten nur aus Haltung des Vertrauens möglich!
    Dieses Vertrauen, klingt in allen Psalmen auf:
    Ps 27:
    1 Der HERR ist mein Licht und mein Heil:
    Vor wem sollte ich mich fürchten?
    Der HERR ist die Kraft meines Lebens:
    Vor wem sollte mir bangen?….
    3 Mag ein Heer mich belagern:
    Mein Herz wird nicht verzagen.
    Mag Krieg gegen mich toben:
    Ich bleibe dennoch voll Zuversicht……
    13 Ich aber bin gewiss, zu schauen die Güte des HERRN im Land der Lebenden.
    14 Hoffe auf den HERRN und sei stark!
    Hab festen Mut, und hoffe auf den HERRN.
  • Anderes Wort für Anbetung „zum Lobe Seiner Herrlichkeit“ es geht um IHN; um GOTT; darum, dass ER erkannt wird! Auch, dass ICHIHN erkenne!
    Ps 8:
    2 „Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.“
    PS 18:
    2 Ich will dich rühmen, Herr meine Stärke, 
    HERR, du mein Fels, meine Burg, mein Retter,
    mein GOTT, meine Feste, in der ich mich berge,
    mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht……
    danach folgt eine ganz Liste der Wohltaten Gottes, Seiner Hilfe und endet neuerlich in einem Lobpreis:
    47 Es lebt der HERR! Mein Fels sei gepriesen.
    Der GOTT meines Heils sei hoch erhoben:
    48 denn GOTT verschaffte mir Vergeltung
    und unterwarf mir die Völker.
    49 Du hast mich von meinen Feinden befreit,
    mich über meine Gegner erhoben,
    dem Mann der Gewalt mich entrissen.
    50 Darum will ich dir danken, HERR, vor den Völkern,
    ich will deinem Namen singen und spielen…..
  • Noch ein anderes Wort für Anbetung: STAUNEN und DANKBARKEIT
    Ps 8:
    4 Seh ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du 
    befestigt:
    5 Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
    6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.
    1 Mt 7,7-11; Mk 11,24; Lk 11,9.13
    7 Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, hast ihm alles zu Füßen gelegt:
    8 All die Schafe, Ziegen und Rinder und auch die wilden Tiere,
    9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, alles, was auf den Pfaden der Meere dahin zieht.
    10 „Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.“

Was muss ich in der Anbetung „tun“?

  • Tun muss ich nichts!
  • einfach nur DA-SEIN – Präsent – ANWESEND
  • Pfr. v. Ars – Bauer:
    Ich schaue auf IHN – ER schaut auf mich!
  •  einfach der Sonne aussetzen – sich anstrahlen lassen!
  •  Nicht wundern: alles Mögliche und Unmögliche kommt in der Anbetung!
    - die besten Kochrezepte
    - die besten Ideen für die Arbeit
    - aller Streit mit den lieben Mitmenschen
    - alles Unrecht, das andere einem angetan hatten…..
    NICHT wundern!
    Aushalten!
    alles was kommt – IHM hinhalten, der da anwesend ist: GOTT
    nicht erschrecken!
    ER weiß ja eh schon längst ALLES!
    Es wird IHN nichts erschüttern, was da in unserem Herzen angeschwemmt kommt!
    ER hat doch eh schon alles gesehen und angeschaut und gewandelt:
    vom Kreuz herab!!

Schule des Lebens

• Vorbedingung:

  •  Bereitschaft zu lernen
    - mich zu mühen
    - zuzuhören – IHM zuzuhören: leise zu werden, damit ich IHN überhaupt höre.
  • Bereitschaft zur Veränderung
    - passiv: Veränderung von IHM her an mir geschehen zu lassen
    - aktiv: Veränderung aktiv anzupacken
    Wo ich erkenne – in Seinem Licht – dass ich falsch gehe, umzukehren!
    - manchmal kommt dieser Ruf zur Umkehr dann nämlich über den Umweg des Mitmenschen.
  • Bitten und NEHMEN:
    Bitten:
    alles, was mir vielleicht an Voraussetzungen zur Anbetung noch fehlt:
    - Das Vertrauen
    - Die Dankbarkeit
    - die Lebensübereinstimmung
    - ……
    NEHMEN: ist etwas Aktives!
    nicht warten, bis GOTT eingreift! Sondern aktiv tun!
    GOTT tut NICHTS OHNE uns!
    Aber ALLES MIT uns!

• einige konkrete Beispiele wie Anbetung zur Schule des Lebens werden kann:

  • Schwierigkeiten mit bestimmten Sünden, in die wir gerne / leicht fallen:
    wir bitten IHN vielleicht – aber nehmen wir auch?
    NEHMEN: könnte dann z.B. bedeuten:
    Frage: wo falle ich in diese Sünde?
    Konsequenz: diese Gelegenheit meiden!
    ganz schön schwierig – u.U. Spott v anderen auf sich ziehen!
  • Schwierigkeiten mit lieben Mitmenschen – die mir derart auf die Nerven
    gehen können, dass ich ja gar nicht anders kann……
    Die Anbetung als Schule des Lebens üben könnte bedeuten:
    - den Mitmenschen in meiner Vorstellung – in meinem Herzen – mal als lebende
    Monstranz auf den Altar zu setzen und dann versuchen anzubeten.
    Jeder Mensch = auch Monstranz, weil GOTT in ihm wohnt.
    Da geht u.U. etwas in Ihrem Herzen los!!!
    Nicht erschrecken! AUSHALTEN!
    Oder alternativ:
    - sich vorstellen, dass GOTT, der in der Monstranz in der Eucharistie
    anwesend ist, Sie total liebt! (solange üben, bis Sie das annehmen können)
    Dann: ebenso total liebt ER jenen Menschen, mit dem Sie eine Not haben!
    NICHT ERSCHRECKEN:
    auch da kann innere Rebellion in Ihrem Herzen losbrechen.
    AUSHALTEN HINHALTEN Um Hilfe bitten und NEHMEN!

Lieben wir GOTT und von IHM her den Menschen, um dann von den Menschen her wieder GOTT neu zu entdecken.

P. Benedikt XIV; Christmette 24. Dez. 2005

im Schatten des Kreuzes:

Bemühung um Übereinstimmung von Anbetung und Leben

  • da ist bereits das Kreuz enthalten!
    ich will – und tue etwas ganz anderes – Paulus
    Das Kreuz im eigenen Herzen! – aufnehmen!
  • Anbetung gebührt alleine GOTT
    auch da ist das Kreuz enthalten:
    Wie oft suchen wir Ehre für uns! Anerkennung! Lob!
    Unser Aufschrei – wenn wir nicht recht anerkannt werden ……
    Kann ich es aushalten, nicht anerkannt zu werden?
    Anbetung – ist eine Hilfe:
    Wird GOTT in der Eucharistie anerkannt?
    - Unsere Kirchen – meistens leer!
    - Würde GOTT ähnlich auf „Nicht-Anerkennung“ reagieren wie wir,
    so hätte ER den Tabernakel längst verlassen müssen.
    ABER: ER ist da! ER bleibt!
    Wie wird ER in der Kommunion empfangen?
    Würden wir von unseren Freunden so empfangen wie wir IHN empfangen:
    – ohne innere Freude
    – ohne rechte Vorbereitung
    – ohne die innere Wohnung aufgeräumt zu haben….
    Würden wir wohl unsere Freunde noch besuchen?
    ER aber kommt! Still! Leise! Vornehm wie ein König,
    in die äußerste Armut des Stalles – das unser Herz allzu oft ist…..
  • Vertrauen wie ein Kind
     auch da ist das Kreuz enthalten:
    Wie schwer fällt uns das Vertrauen!
    Mehr vertrauen wir auf uns selbst
    – Organisationstalent, Begabungen – als wir auf GOTT vertrauen.
    Wir wollen vertrauen, wir beten – und handeln dann doch selbst….
  • All die Dinge, die in der Anbetung hochkommen:
  • der Spott – wenn ich Versuchungen zur Sünde beginne zu meiden
    keine Angst!
    all dies zum Kreuz Jesu bringen – zu Seinen Füßen ablegen!
    ER hält´s aus! Keine Sorge!
  • Menschen als Monstranz zu betrachten, in der GOTT gegenwärtig ist:
    da vielleicht die größte Rebellion im eigenen Herzen
    ebenso: unters Kreuz Jesu damit!
    Irgendwann – wenn wir aushalten – merken wir: es kommt Friede ins Herz!
    Und dann kommt auch Friede in die Beziehung zu diesem Menschen.

Diese und alle unsere Kreuze sind im Kreuz Christi aufgefangen, gewandelt, geheilt…….
Wir stehen also sozusagen gut „im Schatten des Kreuzes“ Christi. Und wenn wir in Seinem Schatten stehen, wird uns unser Kreuz auch nicht erdrücken, sondern wir werden etwas davon erkennen, was Papst Johannes Paul II 1980 einmal sagte:

Warum das Kreuz?
….Der Mensch stellt sich nun schon seit Jahrhunderten diese Frage. Sie kehren in den Versen der Dichter und in den Werken der Philosophen ständig wieder. Auch der Mensch von heute stellt sie sich. Man kann sich nicht bloß mit einem Blick oder einer Untersuchung in das Geheimnis des Kreuzes vertiefen. Das Geheimnis, das im Kreuz enthalten ist, geht über den menschlichen Verstand und die menschliche Verstehensweise hinaus. Und doch kehrt dieses Geheimnis in den Überlegungen des Menschen über die Welt, über Gott, über sich selbst, über gut und böse, über die Ewigkeit ständig wieder. Immerzu zeigt sich wieder eine neue Deutungsmöglichkeit dieses einen, nicht in Worte zu
fassenden Geheimnisses….. 
Im Kreuz liegt die Macht der Erlösung der Welt und der Rechtfertigung des Menschen vor Gott, in der Wahrheit des Kreuzes liegt auch das vollkommene Gotteslob. Die Anbetung des Gottes von unendlicher Majestät, eine Anbetung, wie keine Kreatur, selbst nicht die vollkommenste, sie hätte leisten oder jemals wird leisten können. Im Kreuz liegt der Sieg der Liebe, der Liebe Gottes bis zur Geringachtung seiner selbst. In ihm liegt bis ins Letzte vertieft die Wahrheit über den Menschen, das Maß des Menschen,
seine Schwäche, seine Größe, sein Preis.

P. Johannes Paul II, Deutschlandreise November 1980

So möchte ich uns alle ermutigen, die Anbetung als Schule des Lebens im Schatten des Kreuzes zu leben.

Autor und Referent:
Sr. M. Michaela Mayer ISA
Kloster Brandenburg / Iller e.V.
Am Schlossberg 3
89165 Dietenheim – Regglisweiler
sr-michaela@kloster-brandenburg.de

Sendung:
Radio Horeb – Spiritualität
Sendetermin: 30.Dez. 2010; 14:00 Uhr