Texte

S.E. Jean-Claude Périsset - Grußwort des Apostolischen Nuntius in Deutschland

Ich wünsche, einige Gedanken über die Eucharistie zur Betrachtung vorzuschlagen, denn sie ist tatsächlich ein „Geheimnis des Glaubens“, wenn wir sie, besonders im Jahr des Glaubens, als Höhepunkt des kirchlichen Lebens anerkennen, wie die dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium“ sie beschreibt: „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (LG 11,1). Das liturgische Formular – besonders die Hymnen des Kirchenlehrers Thomas von Aquin von Fronleichnam – sind eine vortreffliche Hilfe zur eucharistischen Anbetung.

Wie man in der Sprache der modernen Kommunikationsmittel sagt, wünsche ich nur einige „clips“ – auf Deutsch würde man am besten „Schaufenster“ sagen – Ihnen öffnen, die alle das Geheimnis der Anwesenheit des auferstandenen Christus in den sakramentalen Species beleuchten:

1.- Die selige Ulrika von Hegne im Erzbistum Freiburg erklärte ganz einfach, was sie vor dem Tabernakel tat: „Er steht vor mir, ich stehe vor ihm.“ Wir alle wohl wissen, dass die Nähe der Liebenden ihre gegenseitige Liebe wachsen lässt.

2.- In diesem Sinne – aber jetzt mehr aktiv – ist die Antwort jenes Bauern zu verstehen, der auf die Frage des Pfarrers von Ars, was er vor dem Tabernakel bete, antwortete: „Ich schaue ihn an, und er schaut mich an.“

3.- Derselbe Thomas von Aquin, der so tiefe Aussagen über die Eucharistie gemacht hat, dessen Hymnen gleichsam ein Vademekum über dieses Sakrament bilden, sagte ganz demütig: „Ich habe mehr in der Betrachtung vor dem Allerheiligsten gelernt als in allen Büchern.“ Da versteht man, warum er – der „doctor angelicus“ und der „doctor communis“ – nach seiner Ekstase während der heiligen Messe am 6. Dezember 1273 in Neapel von seinen eigenen Werken sagte: „Das alles ist nur Stroh.“

4.- Der selige Papst Johannes Paul II. hatte eine ganz eigene Beziehung zum Allerheiligsten. Als Erzbischof von Krakau ließ er im Hintergrund seiner Hauskapelle einen Tisch mit einer Tischlampe aufstellen, weil er seine Predigten und anderes mit dem Blick auf das Allerheiligste im Tabernakel vorbereiten wollte.

5.- Wohl bekannt ist, dass die Gegenwart Christi im Tabernakel eine überwältigende Kraft hat, wie ein berühmter Konvertit bezeugt. Obwohl er Agnostiker war, besuchte er gern alte Kirchen und Kathedralen als Kunstwerke. In einer Kirche sah er einmal eine Frau eintreten, die, bevor sie zum Gebet in eine Bank ging, mit so lebendigem Glauben eine Kniebeuge machte, dass der Agnostiker nur noch sagen konnte: „Ja, da vorne ist wirklich jemand, den man verehren muss.“ Diese Begebenheit wurde durch die selige Mutter Teresa von Kalkutta öfters erzählt.

Im Jahr des Glaubens, lohnt es sich, und sicher wird es immer mehr nötig, unsere eucharistische Anbetung mit der Gnade des Glaubens lebendiger zu tun, sicher daß Gott die Gnade des Glaubens uns nicht entzieht, wenn wir vor Ihm in Anbetung stehen, Ihn anschauen, und Ihm unser Gebet richten.

Berlin, 29. Juni 2013