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III. VON DER NOT UND DER GNADE DER ANBETUNG

     Ja, das ist ein erfreuliches Zeichen, dass nicht nur in Klosterkirchen, sondern auch immer mehr in den Pfarreien  regelmäßige Anbetungsstunden vor dem ausgesetzten Allerheiligsten Einzug halten. Das hat sicherlich auch mit den dringlichen Aufrufen der Gottesmutter zu tun, die an verschiedenen Erscheinungsorten zu Buße, Umkehr, Sühne und verstärktem Gebet  einlädt. 

III. VON DER NOT UND DER GNADE DER ANBETUNG

1. Warum findet man heute in den Kirchen wieder mehr Anbetung?

     Ja, das ist ein erfreuliches Zeichen, dass nicht nur in Klosterkirchen, sondern auch immer mehr in den Pfarreien  regelmäßige Anbetungsstunden vor dem ausgesetzten Allerheiligsten Einzug halten. Das hat sicherlich auch mit den dringlichen Aufrufen der Gottesmutter zu tun, die an verschiedenen Erscheinungsorten zu Buße, Umkehr, Sühne und verstärktem Gebet  einlädt. Der Heilige Vater selbst gibt auf allen seinen apostolischen Reisen wie auch in Rom ein gutes Beispiel. Besonders die Gemeinschaften und Bewegungen, die sich für die Erneuerung der Kirche einsetzen, entdecken und fördern unter der Leitung des Heiligen Geistes diese heilsame Entwicklung.

     Die Anbetung scheint eine echte Medizin für die besonderen Krankheiten unserer Zeit zu sein. Die an sich so wichtige liturgische Erneuerung des II. Vatikanischen Konzils hat ja in manchen Gegenden in einem gewissen Übereifer das Kind mit dem Bade ausgeschüttet:  Nicht nur die Kirchenrenovierungen ließen oft eine gewisse Leere und Kälte im Kirchenraum zurück, auch die Gottesdienste selber wurden weithin zusammengestutzt wie manche Parkbäume im Winter. Nun scheinen diese Bäume aber wieder auszuschlagen: Mit den immer häufigeren Anbetungs-Stunden ziehen wieder mehr Andacht, Herzenswärme, fröhlicher Lobpreis wie auch heilsame Tränen in die Gotteshäuser ein.

     Darüber hinaus ist aber auch darauf hinzuweisen, dass eine vorherrschende Denkrichtung und die allgemeine Atmosphäre unserer sich „globalisierenden” Welt, die man mit dem Phänomen „New Age” zusammenfassen könnte, eine Gegenbewegung aus dem Glauben erfordert. Die meisten „gläubigen” Kirchenbesucher wissen doch gar nicht, wie sehr sie (meist unbewusst) vom „Wassermann” beeinflusst sind. Wenn es um die Gesundheit geht, scheinen auch viele betende Menschen mehr den „Globoli” als Christus zu vertrauen. Die an sich positive Sorge um die Erhaltung der Natur wird durch so manche Übertreibung im Bereich der Ökologie ins Negative verkehrt: Die Arterhaltung z.B. scheint bei vielen wichtiger geworden zu sein als der Schutz der Kinder unter dem Herzen ihrer Mütter. Gott ist für viele tonangebende Vordenker unserer Tage („Mainstream“) nicht mehr der Schöpfer und Erhalter der Natur, der Sterne, Engel und Menschen ... er wurde bei vielen zum unpersönlichen Energiemeer umgedeutet, an dem wir angeblich alle in verschiedenen Stufen teilnehmen. Da ist kein Platz mehr für die Sünde, es handle sich nur um verschiedene Grade der Erleuchtung. „Jenseits von Gut und Böse” sind Engel und Dämonen nur positive Geister...

     Diese eindeutige Irrlehre (Häresie) tritt unter dem Schafspelz der Toleranz auf  und schleicht sich auf leisen Sohlen in das Denken und in das Weltgefühl auch vieler Getaufter, Kirchenbesucher, ja Kirchen-Verantwortlicher ein. Als Gegengewicht ist da sicherlich zunächst eine gesunde und ganzheitliche Glaubenslehre gefragt, die nicht unbeliebte oder unbequeme Wahrheiten einfach ausblendet. Wir sind dankbar für die unermüdliche Lehrtätigkeit der jüngsten Päpste und die Herausgabe Katechismus der Katholischen Kirche. Das aber genügt noch nicht. Glauben ist ja nicht nur Sache des Verkündens, Erklärens und Verstehens. Vieles muss auf dieser Welt ein Geheimnis bleiben, denn Gott ist zu groß für unseren Verstand. Zum Glauben gehört unbedingt auch das Knien (wenigstens im übertragenen Sinne), also das Anbeten des Herzens. Darum sind die nun wieder häufigeren Anbetungsstunden in den Kirchen ein nicht nur erfreuliches, sondern wirklich heilsames Ereignis.

2. Was ist eigentlich Anbetung und wie „macht” man das?

a)  Anbetung beginnt bei der Wahrheit,

 

d.h. bei dem ehrlichen Suchen nach der Wahrheit. Es geht um die Wahrheit über sich selbst, über die Umwelt, über Gott ... In der Anbetung ist man bereit, sich der Wahrheit ohne Wenn und Aber zu stellen. Das hat die Anbetung mit der Philosophie gemeinsam. Doch während der Philosoph nur seinen  Verstand in den Dienst der Wahrheitsfindung stellt, öffnet sich der Beter auch für jene Wahrheit, die von Gott kommt, und zwar durch den Glauben. Darum kann man sagen auch: „Wer glaubt, sieht mehr”. Man muss allerdings darauf achten WEM man sein gläubiges Vertrauen schenkt: „Trau – schau wem!” sagt ein altes Sprichwort. Für den katholischen Christen ist die Katholische Kirche  die wichtigste Quelle des Vertrauens. Durch sie ist uns die Wahrheit von Jesus Christus geschenkt worden, der Kanon der Heiligen Schrift und ihre sichere Deutung unter der Führung des Heiligen Geistes ... Durch die Kirche wissen wir glaubend,

 

- dass Gott-Vater der Schöpfer und Erhalter des gesamten Universums ist,

- dass sein Ewiger Sohn uns als wahrer Gott und wahrer Mensch am Kreuz  erlöst hat,

- dass der Heilige Geist uns schon auf dieser Welt am Leben und an der Liebe Gottes

  teilnehmen lässt...

 

Anbetung „auf katholisch” fängt mit der Annahme dieser und all jener Wahrheiten an, die uns die Heilige Kirche zu glauben lehrt. Selig, wer sich wie ein Kind diesen Wahrheiten anvertrauen kann! Er hat eine ganz neue Sicht nicht nur von sich selber, sondern auch von seiner Umgebung, von der ganzen Welt. Natürlich lässt sich ein solcher Glaube nicht durch Diskussionen „erzwingen”. Ein solcher Glaube ist eine große Gnade, um die man nicht genug bitten und für die man nicht genug danken kann. Man kann sich diese Gnade nicht verdienen, aber man kann sich für sie öffnen. Außerdem ist man für die Gnade seines Glaubens verantwortlich: Man kann sie vernachlässigen, oder gar verlieren, aber man kann sie auch stärken – z.B. durch echte Anbetung.

 

b)  Die zweite Dimension der Anbetung ist der Dialog, also das Gespräch.

 

Weil Gott als Vater und Schöpfer Person ist (und eben nicht nur ein unpersönliches „Energiemeer”), können wir mit Ihm sprechen. Gott wartet auf das Gespräch mit uns – Er liebt uns doch mehr als auch gute Eltern ihre Kinder zu lieben  vermögen! Nur sollten wir nicht den Fehler machen, immer nur mit unseren eigenen Anliegen, Nöten, Problemen... sofort herauszuplatzen. Glücklich der Mensch, der sich im Vertrauen öffnen kann, der zunächst einmal hinhört und fragt, bevor er das vorbringt, was ihn selber beschäftigt. Wer sind wir denn im Vergleich zu Gott, dass wir das Thema des Gespräches sofort an uns reißen dürften?! Gott ist weder ein Orakel, noch ein Antworten-Automat. Manchmal will uns Gott gerade auch durch das Schweigen etwas sagen. Oder Er will uns selber draufkommen lassen, wo es lang geht... Jedenfalls können wir Gott keine Vorschriften machen, wie das Gespräch auszusehen hat. ER ist der HERR!

Es ist eine große Gnade, dass wir überhaupt mit Gott ins Gespräch kommen dürfen und das „per Du”! Es ziemt sich aber für den Menschen, gegenüber Gott mehr zuschweigen, zu fragen und geduldig zu warten,  als zu reden, zu plappern, alles besser zu wissen... In Seiner Geduld und Liebe lässt sich Gott auch manchmal unsere Kritik gefallen, ja sogar unser Schimpfen, Murren und Meckern..., aber so etwas darf man nicht planen, wir haben kein Recht darauf, es sollte nicht der normale Umgangston sein  –  höchstens die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Gewöhnlich spricht Gott durch die Ereignisse des Tages,  die man betend in Seinem Licht überdenkt. Es ist auch gut, zu Beginn der Anbetungszeit einen Abschnitt aus der Bibel zu lesen, um so „ins Gespräch” zu kommen. Manchen Menschen ist es gegeben, dass sie im Herzen gewisse Worte  von Jesus (oder Maria...) wahrnehmen, die sogenannten Einsprechungen.

Aber darauf soll man nicht warten. Das ist eine Ausnahme, die auch eine besondere geistliche Begleitung erfordert, damit man nicht in die Irre geht. Der gewöhnliche Kontakt mit Gott besteht darin, dass jemand beim anbetenden Verweilen im „Herzen” erspürt, was Gott ihm heute sagen will. Man erkennt, was „richtig“ ist, was man zu tun oder zu lassen hat. Innere Klarheit und Ruhe schenken neuen Herzensfrieden.

 

c) Die dritte Dimension der Anbetung besteht in der Hingabe. 

 

Wer sich von neuem für die volle Wahrheit Gottes auftut und ehrlich nach dem gesucht hat, was IHM gefällt, der ist auch bereit das zu tun, was er als richtig, also als Willen Gottes erkannt hat. Darum fängt die Hingabe bei der Bereitschaft zum Dienen an. Man betet nicht nur mit dem jungen Samuel: „Rede, Herr, dein Diener hört“ (1 Sam 3,9), sondern fragt auch: „Was sollen wir also tun?“ (Lk 3,10). Echtes Gebet, wirkliche Anbetung bleibt nicht bei sich selber stehen – sie führt zur Tat, zum neuen Einsatz für die Anliegen Gottes. Und das mit Freude! Aus der anbetenden Dienstbereitschaft erwächst dann der Lobpreis Gottes, die Dankbarkeit, dienen zu dürfen. Es ist etwas ganz „Natürliches“, wenn das Gebet – je nach Alter, Temperament und Talenten des Betenden – in Singen, Musizieren, ja Tanzen einmündet, oder aber auch in einer stillen Glückseligkeit verharrt. Die Freude des Herzens, das einen tieferen Einklang mit Gott gefunden hat, sucht den feiernden Ausdruck. Der Mensch spürt in seinem Inneren jenen Frieden „den die Welt nicht geben kann“ - eine glückliche Harmonie mit dem Schöpfer und Vater aller Dinge und Wesen. Es ist die Erfahrung einer neuen und tieferen Einheit mit und in Gott. Man beginnt zu verstehen, dass der Mensch genau für diese Einheit mit Gott geschaffen ist, die er am deutlichsten im Lobpreis der Anbetung erfährt.

Nach dem biblisch-christlichen Weltbild ist die „Einheit mit Gott und der ganzen Schöpfung“ allerdings nicht pantheistisch zu verstehen. Gott steht über der Schöpfung und ist nicht ein Teil davon. Die Menschen werden nicht zu Gott, wenn sie auch durch die freie und liebende Annahme des Willens Gottes in gewisser Weise „vergöttlicht“ werden. Es ist ähnlich wie mit einem Stück Eisen, das in die Feuersglut gehalten ganz durchglüht wird. Wenn man es dann herausnimmt, scheint das Eisen zu Feuer geworden zu sein – so feurig sieht es jedenfalls aus. Aber es bleibt doch nur Eisen. Ähnlich wird der Mensch in der vollen Anbetung „göttlich durch Anteilnahme“, durch die Vereinigung mit Gott im Heiligen Geist. Darauf zielt ja das Wort Gottes, die Sakramente, ja das Leben der Kirche überhaupt ab, nämlich den Menschen zu „vergöttlichen“.

3. Warum wird bei der Anbetung eine Monstranz auf den Altar gestellt?

Wie schon gesagt, ist das Wichtigste bei der Anbetung die innere Einstellung, also die Haltung des Menschen. Man kann Gott überall anbeten und das in jeder körperlichen Stellung. Dennoch braucht der Mensch äußere Zeichen und Formen, Symbole und Feiern, wenn er etwas Wichtiges ausdrücken will. Das, was wir in der Anbetung Gott sagen wollen, ist so entscheidend, dass wir die stärksten Zeichen und Symbole zu Hilfe nehmen.

Durch das Sakrament der Eucharistie ist uns die vollste Form der Gegenwart Gottes geschenkt worden. Jesus von Nazareth ist in der Eucharistie unter der Gestalt des Brotes und des Weines gegenwärtig, als Gott und als Mensch, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut! Das ist etwas ganz Wunderbares und Gewaltiges, das wir in der Heiligen Kommunion nicht nur persönlich erleben dürfen. Wenn der Leib Christi in der Monstranz auf den Altar gestellt wird, damit alle gut auf das Heilige Brot schauen können, dann ist das wie eine Verlängerung der Eucharistiefeier, besonders der Heiligen Kommunion. Wir haben jetzt mehr Zeit für ein persönliches „Gespräch“ mit Jesus, für ein liebendes Beisammensein...

              Natürlich kann man auch ohne dieses eucharistische Zeichen gut anbeten, sich Gott schenken und von Ihm beschenkt werden, z.B. unter einem Kreuz, vor einem Bild, auf einem Berggipfel, im Wald, in der Wüste oder auch im Gedränge der U-Bahn... Es geht ja nicht um das Erleben der schönen Landschaft, sondern um die Hingabe an Gott.

Echte Anbetung ist immer ein Geschenk, eine Gnade. Es gilt auch hier, mit der Gnade Gottes gut zusammenzuarbeiten. Darum kann man die Anbetung auch nicht durch gewisse Techniken erreichen (wie z.B. durch fernöstliche Meditation). Dennoch kommt es darauf an, gute Bedingungen zu schaffen, die uns helfen,  uns für die Gnade zu öffnen. Die Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament und die geheimnisvolle Ausstrahlung, die von der Monstranz ausgeht, ist eine besonders  kostbare Hilfe für den „Einstieg“ in die Anbetung.

Auch das gemeinsame Beten in einem geweihten Raum, die zeitweilige Stille, aber auch das gemeinsame Singen, das Horchen auf Schrifttexte, Zeugnisse... können eine wertvolle Unterstützung für die persönliche Begegnung mit Gott sein.

4. Was muss man beachten, um sich gut für die Anbetung zu öffnen?

 Es wurde schon gesagt, dass es hier nicht um Techniken geht, die man üben könnte, bis sich dann das Gewünschte endlich einstellt, bis es „funktioniert“. Es gibt aber   gewisse Regeln, auf die es sich lohnt hinzuweisen, weil sie helfen, sich für die Gnade, also das Geschenk der Anbetung zu öffnen. Es ist ähnlich wie bei einer Bergwanderung: Das außergewöhnliche Gipfelerlebnis kann man auch nicht planen, aber man darf ihm entgegenhoffen. Es steht nicht immer im Verhältnis zur eigenen Anstrengung und dauert eigentlich recht kurz, wenn man die Zeit dort oben mit der entfernten und näheren Vorbereitung der Bergtour und dem stundenlangen Marsch vergleicht... So wie die Bergsteiger ihre Regeln haben und beachten, gibt es auch Regeln für die geistliche Bergbesteigung in der Anbetung:

Besonders für Anfänger dauert „eine Stunde Anbetung“ recht lang, aber ein anderes mal verfliegt diese Stunde wie die Zeit des Beisammenseins bei einem verliebten jungen Paar. Darum ist es gut, sich, unabhängig von der Stimmungslage, an eine gewisse Ordnung zu halten. Hier ein Vorschlag:

 

a) Einleitungsgebet

 

Es ist hilfreich, zunächst bewusst an die Gegenwart Gottes zu  denken und den Heiligen Geist sowie andere Helfer im Himmel um Hilfe zu bitten... Man sollte dabei „den Strom einschalten“, d.h. anfangen bewusst zu lieben. Es kann helfen, wenn man sich z.B. im Herzen sagt: „Ich bin hier um zu lieben, Jesus, du hast mich aus Liebe geschaffen, lass mich in dieser Anbetungszeit meine Liebe zu dir vertiefen...“. Dann geht es darum, die „Antenne“ des Herzens gut einzustellen: Wir wollen den Heiligen Geist hören... Dabei ist es wichtig die Störsender auszuschalten, innerlich still zu werden, andere Themen beiseite zu lassen (auch z.B. das Handy abzustellen usw.)

 

b) Wort Gottes

 

Es geht um das Wahrnehmen der inneren Stimme „von oben“. Dabei sollte der Text (aus der Bibel oder aus einem anderen geistlichen Buch) nur eine Starthilfe sein. Es ist ähnlich wie bei einem Akku, der hilft, den Motor in Gang zu bringen (oder später wieder zu starten, wenn er versehentlich abgewürgt wurde). Sobald der Motor anspringt, lässt man den Anlasser in Ruhe. Im Bedarfsfall wird wiederholt. Der gelesene Text hilft in diesem Fall, ins persönliche Gespräch mit Gott zu kommen...

 

c) Aushalten

 

Es kommt vor, dass jemand nach anfänglicher Hochstimmung und Begeisterung für die Anbetung plötzlich eine innere Trockenheit durchmacht: Es bringt mir nichts mehr! Es macht Mühe, überhaupt da zu sein. Alles lenkt ab – von innen wie von außen... Und doch ist es dann ganz wichtig, nicht gleich aufzugeben. Die hier abgeforderte Geduldsprobe hat schon als solche ihren Wert. Aber auch unsere „bloß“ physische Gegenwart bedeutet für Jesus sehr viel, wenn sie ein Zeichen der Liebe ist. Sag IHM doch, wie schwer es dir fällt und bitte, dass Er dein Aus- und Durchhaltenhalten (entsprechend der anfangs ausgemachten Zeit) als Geschenk und Zeichen des guten Willens annimmt ...

 

d) Notizen, Singen, Weinen, Musizieren, , Malen, Tanzen...?

 

Es kann sein, dass dein Herz manchmal zu jubeln anfängt und die innere Stimmung  Freude oder Trauer ausdrücken will. Schäme dich nicht, vor Jesus auch den Tränen freien Lauf zu lassen – gerade sie können helfen, so manche Wunde auszuheilen... Wenn es nicht gerade andere Leute stört, dann kann auch lautes Singen und Musizieren, ja sogar das Lobpreis-Tanzen ein wunderschöner Ausdruck von Dankbarkeit und Hingabe, vertiefter Freundschaft und Liebe sein. Manchmal helfen auch Notizen, ein „Brief“ an Jesus, oder eine Zeichnung ... über den toten Punkt hinweg.

 

e) Überleiten in den Alltag

 

Die Anbetung darf keine Flucht aus dem Leben sein, aus der Verantwortung, weg von den Pflichten... Es geht vor allem um das liebende Miteinander mit Jesus, das keine nähere Begründung oder Rechtfertigung braucht. Darüber hinaus darf und soll die Anbetung auch eine Quelle der Freude und Kraft, des Friedens und des Glaubens für das konkrete Alltagsleben sein. Man soll es merken und sehen können, wenn jemand von einer echten Zeit der Anbetung heimkommt. Damit ist kein Sich-zur-Schau-stellen gemeint, aber es lässt sich nun einmal nicht verheimlichen, wenn jemand sich neu in die Liebe Gottes hineinversenkt hat.

Es ist wichtig, vor dem Abschluss der vorgesehenen Anbetungszeit auch dafür zu danken, dass nun das normale Leben aus dem Glauben weitergeht: Es kommen zwar viele unvorhergesehene Dinge auf uns zu. Wer ihnen aber mit Jesus entgegengeht, kann sie wie eine „Überraschung“ annehmen – wie ein Geschenk und eine Gelegenheit, weiter liebend den Willen Gottes zu tun...

5. Welchen Sinn hat die „Ewige“ Anbetung?

Sowohl in Klöstern, religiösen Gemeinschaften, wie auch in vielen Pfarreien gibt es länger andauernde Anbetungszeiten – die sogenannte Ewige Anbetung. Dabei trifft auf so manche Leute eine schwierige Stunde, z.B. mitten in der Nacht. Wäre es nicht sinnvoller, einige günstige Stunden während des Tages auszuwählen, in denen man alle bereiten Beter gemeinsam einlädt und so die Kräfte spart?    

Es liegt eine geheimnisvolle Kraft in der Kontinuität solcher Gebetszeiten. Wenn in einer Gemeinschaft immer jemand oder einige ähnlich wie ein „Ewiges Licht“ anbetend, liebend, ringend... vor den Herrn knien – welcher Segen geht doch davon auf die ganze Gemeinschaft, die ganze Kirche und Welt aus!  Es ist gut, in diesem Zusammenhang an Mose zu denken, der auf dem Berg Sinai betete, während im Tal das Heer mit den Feinden kämpfte. Solange Mose die Hände zum Gebet erhoben hatte, siegten die Israeliten. Wenn er aber aus Müdigkeit die Arme einmal sinken ließ und sich eine Pause gönnte, waren die Feinde stärker. Es mutet uns etwas künstlich an, dass zwei Gehilfen schließlich dem Mose buchstäblich „unter die Arme greifen“ mussten, damit er es aushielt beim Gebet mit erhobenen Armen. Und doch war letztlich der Sieg Israels davon abhängig (vgl. Ex 17,8–6).     

Diese Erfahrung Israels scheint mir auch noch heute sehr aktuell zu sein – vor allem im Zusammenhang mit der kontinuierlichen Anbetung. Es ist nicht unsere Sache, darüber zu befinden, ob eine solche „Ewige“ Präsenz vor der Monstranz, vor dem Tabernakel, oder vor einem Reliquiar... sinnvoll ist oder nicht. Es genügt zu wissen, dass Gott diese Treue  und Kontinuität im Gebet und auch das äußere Zeichen von Opferbereitschaft schätzt. Vor allem kommt aber deutlich zum Ausdruck, dass ein Sieg im Reiche Gottes nicht so sehr das Verdienst der Kämpfer ist, sondern mehr noch vom Segen Gottes abhängt. Und diesen Glauben bezeugt gerade die „Ewige“ Anbetung. Bei ihr geht es nicht nur um die persönliche Hingabe an Gott. Echte Anbetung ist auch eine stellvertretende Gabe, ein Opfer für andere, ein sühnendes Geschenk  auch für jene, die den Sinn des Gebetes und der Anbetung (noch) nicht (ganz) verstehen. So wird die Anbetung zur Mission und zur Teilnahme am Werk der Erlösung. Das bestätigt auch das Beispiel der Hl. Theresia vom Kinde Jesu, die als Klosterschwester hinter den Gittern der Klausur zu einer großen Patronin der Missionen wurde. Ihr ganzes Leben, mit allen Prüfungen für den Glauben, war zu einer einzigen Anbetung geworden.

 

Ich bete Dich an, Schöpfer und Herr, verborgen im Allerheiligsten Sakrament. Ich preise Dich für alle Werke Deiner Hände, in denen mir so viel Weisheit, Güte und Barmherzigkeit offenbart wird.

                                                                                                                                          hl. Faustina

6. Mit welchen Versuchungen muss man bei der Anbetung rechnen?

Es gibt immer wieder die enttäuschende Erfahrung, dass jemand bei Exerzitien, einer Wallfahrt, einem Kongress... wirkliche Höhenflüge bei der Anbetung erlebt hat, aber zu Hause, im Alltag, will es nicht mehr „gelingen“. Auch in Ordenshäusern und Seminarien kennt man diese Ernüchterung: nach einer anfänglichen Begeisterung für Anbetungsstunden sind schon bald immer weniger Anbeter in der Kapelle zu sehen, so dass man die   Anbetungszeiten wieder drastisch reduzieren „muss“. Was ist da verkehrt gelaufen? Warum diese Enttäuschung? –  Von den verschiedensten Fehlern, die sich in diesem Zusammenhang einschleichen können, seien hier drei herausgegriffen:

 

a) Das Suchen von angenehmen, gefühlsbetonten Erlebnissen

 

Ein Anfänger im geistlichen Leben lässt sich gerne mitreißen: Wie schön und angenehm kann es doch sein, sich von der allgemeinen geistlichen Hochstimmung einfach mittragen zu lassen, in den Sog zu geraten... Man hat den Eindruck, als wäre man schon am Ziel, als „könne“ man es schon... Bald nach dem Treffen kommt dann aber der „geistliche Muskelkater“, oder der „Katzenjammer“. Hinzu kommt noch, dass man jetzt selber für seine fromme Hochstimmung „bezahlen“ muss. Wer bei dem Treffen die Anbetung wie eine Droge genommen und vor allem geistlich genossen hat und jetzt wieder dieses angenehme Gefühl erzeugen will, erlebt schnell einmal Sinnlosigkeit und innere Leere. Besser geht es dem, der schon von Anfang an wirklich Jesus suchte und nicht sich selber im eigenen Wohlgefühl. Wer aber ehrlich Jesus sucht, ist bereit, früher oder später auch zusammen mit IHM den Kreuzweg zu gehen. Nur dieser führt über Golgota zur Auferstehung... Es sind also nicht die stimmungsvollen Kerzen, die ansprechende Musik, die neuen Gebete, das Lob-Preis-Tanzen... was zur Begegnung mit Gott führt. Das alles kann gut und hilfreich sein, aber es geht um mehr. Man muss sich von seinem egoistischen Ich befreien und sich durch das Chaos der Stimmungen und Gefühle hindurch an den Willen Gottes im gegenwärtigen Augenblick klammern. Dann kann auch daheim unter schwierigeren Umständen von Familie, Beruf, Pfarrei... immer wieder der Moment der Gnade kommen und die Anbetung wieder zu einer Quelle jener übernatürlichen Freude werden, „die die Welt nicht geben kann“.

 

b) Die Versuchung zur Resignation, wenn  die Wüste beginnt.

 

Wenn man sich vorgenommen hat, eine bestimmte Zeit regelmäßig, Tag für Tag der Anbetung zu widmen, erlebt man schnell einmal die ersten Prüfungen des Glaubens – ähnlich wie das Volk Israel auf dem Weg aus der Sklaverei indas Gelobte Land. Das bedeutet, dass Gott deinen guten Willen angenommen hat und für dich jetzt das ernsthafte Training beginnt. Das kann aber nicht nur ein Honiglecken sein! Während der ersten Tage mag es noch leicht  gehen, aber dann drängen sich  immer mehr wichtige Dinge auf, die dich von der Anbetung wegziehen wollen: Ein dringender Brief, Pflichten, Hilfe für andere... Wir haben den Eindruck, dass nur die Kürzung der Anbetungszeit Abhilfe schafft. Wir sollten aberdabei nie vergessen, dass dem „Fürsten dieser Welt“, dem „Vater der Lüge“... sehr daran gelegen ist, uns besonders vom guten Vorsatz einer regelmäßigen Anbetungsstunde abzubringen. Er kommt also scheinheilig im Schafspelz von Pflichterfüllung und Nächstenliebe, um diese kostbare „Zeitmit Jesus“ zu stören. Glücklich, wer sich nicht abbringen lässt, wer auch einmal (vielleicht mit der Uhr in der Hand) wenigsten die Zeit absitzt“, um dann diese Geduldsübung ganz einfach für jemanden in Not aufzuopfern, zu einem geistlichen Geschenk zu machen. Dann kommen auch wieder Tage, an denen  von innen das Wasser fließt und das Gebet wieder leichter wird.

Natürlich kann es auch eine Situation geben, in der man wirklich alles stehen und liegenlassen muss, um in einer Notsituation einzuspringen, zu retten... Das schadet dann auch nicht – vorausgesetzt, dass man anschließend gleich wieder zur heilsamen Regel zurückkehrt. Die günstigste Zeit für ein persönliches, längeres Gebet ist der Morgen – wenn noch alle anderen schlafen. Sogar ein Morgenmuffel kann zu einem Frühaufsteher werden, wenn er weiß, für wen er es tut...

 

 

c)  Ausrede Arbeit  –  „keine Zeit“

Eine besondere Schwierigkeit scheint die Flucht in die Arbeit zu sein, bevor die Anbetung überhaupt begonnen hat. Wir verfallen immer wieder dem Irrtum, dass wir meinen, durch mehr Arbeit eine Situation retten zu können, eine Familie besser durchzubringen, mehr Zufriedenheit erreichen zu können. In Wirklichkeit fehlt es an Gebet, an vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Gott. Auf Englisch könnte man das so ausdrücken: „When you are too busy to pray – you are too busy!“ (Wenn du zu beschäftigt bist, um zu beten – dann bist du eben zu beschäftigt!)  Da wäre es einmal gut, vielleicht mit Hilfe von anderen, die objektiver sehen (z.B. geistliche Begleitung, Gruppe...) seine Situation überprüfen: Vielleicht möchte dir der Herrgott wirklich selber helfen, aber du lässt ihn nicht an dich heran. Vielleicht hast du Angst, der Wahrheit ins Auge zu schauen?  Hast du noch nicht erfahren, dass man manchmal in ganz kurzer Zeit vielmehr schafft, als an anderen Tagen derMühe von morgens bis abends? Vielleicht hat es nur am Segen von oben gefehlt, dass allesso schwer ging. Früher sagten die Leute: „An Gottes Segen ist alles gelegen!“  Der Herrgott hat es seinem auserwählten Volk so oft gezeigt, wie man mit wenigen Kriegern ein großes Heer besiegen kann, wenn ER selber dabei ist und mithilft. Ob wir nicht viel zu oft und zu schnell wiederholen: „Ich habe keine Zeit“...?! Wir sollten ehrlicher sagen: Dafür habe ich keine Zeit – dann würden wir auch eher merken, woran es eigentlich fehlt. Vielleicht mangelt es vor allem an Gottvertrauen und an der wirklichen Bereitschaft, den Willen Gottes zu suchen und zu tun.

7. Was kann ich selber tun, damit auch in meiner Pfarrei regelmäßige Anbetungs-stunden eingeführt werden?

Es wird selten vorkommen, dass ein Pfarrer geradezu darauf wartet, dass jemand ihm vorschlägt, in der Gemeinde regelmäßige Anbetungsstunden zu organisieren. Es soll allerdings in einer Großstadtpfarrei auch folgendes passiert sein: Der Pfarrgemeinderat wollte, dass die Kirche tagsüber abgeschlossen wird, weil Diebstahl und andere unpassende Dinge im Kirchenraum vorkamen. Der Gegenvorschlag vom Pfarrer bestand darin, dass er es mit der „Ewigen Anbetung“ versuchen wollte. Er fand nach einigem Suchen und Ermuntern vor allem unter den Rentnern so viele Freiwillige, dass die Kirche nicht nur tagsüber offen blieb, sondern auch nachts! Selbst war er auch oft unter den Betern anzutreffen, die sehr bald die Schönheit und den Wert der Anbetung entdeckten – weit über den praktischen Anlass hinaus.

 

Sicher lässt sich diese Geschichte nicht einfach kopieren, aber der Mut, gegen den Strom zu schwimmen, hat schon viele Früchte hervorgebracht. Du könntest doch vor allem bei dir selber mit der regelmäßigen Anbetung in der Kirche anfangen (auch wenn du dir dazu den Schlüssel ausleihen müsstest!).  Am Anfang genügt der Tabernakel. Vielleicht findest du unter deinen Bekannten solche, die sich begeistern und mitnehmen lassen. Wenn eine Gruppe mit regelmäßigen Anbetungstreffen entsteht, könnte man dem Herrn Pfarrer den Vorschlag machen, zunächst einmal in der Woche  –  vielleicht vor oder nach der Abendmesse – das Allerheiligste auszusetzen. Die Früchte dieser Andacht selber entwickeln dann alles Weitere. Wenn du alle diese Bemühungen,Schwierigkeiten, Rückschläge... aus Liebe zu Jesus auf dich nimmst, und es dir vor allem darum geht, dass ER mehr geliebt wird, dann wirst du wirklich Wunder erleben!