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Gerhard Braun - Eucharistie und Anbetung

Die Katholische Kirche feiert, von Papst Benedikt XVI. 2012 eröffnet, das Jahr des Glaubens. Es endet am 24. Oktober 2013. Ist es da nicht mehr als angemessen, sich besonders, aber nicht nur, in dieser Zeit mit dem zentralsten Punkt unseres Glaubens, der Heiligsten Eucharistie zu befassen?  Sie ist schlechthin der Brennpunkt unseres Glaubens. Dem Herrn war dieses Sakrament so wichtig, dass er es noch am Abend vor seinem Leiden eingesetzt hat.

Diesem Sakrament kann sich in zweifacher Hinsicht genähert werden. Im Sinne des Verstandes aber auch des Gemütes. Wichtig ist dabei immer die Liebe zum Herrn. Man kann viel darüber geschriebenes lesen, darüber nachdenken und betrachten, man kann aber auch, um es kurz zu sagen, einfach vor dem Allerheiligsten im Tabernakel verweilen und anbeten. Für letzteres möchte ich hier den Schwerpunkt setzen, in Anlehnung an den Ausspruch des Mannes beim Pfr. von Ars vor dem Tabernakel: „Er schaut mich und ich schaue Ihn“.

 

Anfang des letzten Jahrhunderts kamen vier Büchlein heraus die sich „Eucharistische Funken“ nannten. Sie wurden aus dem Italienischen übersetzt und sollten eine Blütenlese frommer Gedanken und Gesprächen zu Füßen Jesu im allerheiligsten Sakrament sein. Im Vorwort des Verfassers stand etwas, auf was man besonders auch heute sehr bedacht ist: nur ja nicht dem Gefühl zu viel Raum geben; der Verstand muss im Vordergrund stehen:

„Man wird vielleicht bemerken, die ‚Funken’ seien etwas reichlich vom Gemüt diktiert. Das geschah mit Absicht. Sie sind hauptsächlich, um nicht zu sagen ausschließlich, solchen Seelen dargeboten, die zu Jesu mehr mit dem Herzen kommen als mit dem Verstand. Darum erschien es vorteilhafter, den Herzen zu helfen, statt den Verstand zu ermüden.“

Einen dieser Beiträge möchte ich im Folgenden zusammenfassen.

 

In der Nähe Jesu.

Nahe bei Jesus ist einem wirklich wohl. Die eucharistische Stunde ist darum stets die schönste in der Woche; sie ist die Stunde des Friedens, der Ruhe, des Aufatmens. Sicher verweilen wir oft vor dem Allerheiligsten, ohne zu wissen, was wir dem Herrn sagen sollen. Und doch empfindet das Herz so vieles, aber der Mund bleibt trotzdem stumm.

Diese Schweigsamkeit darf uns jedoch nicht betrüben, denn auch die Engel reden nicht, sie denken und lieben, und ihre Sprache besteht darin, Jesus ihr ganzes Sein darzubieten. Jesus sieht sie, nimmt sie an und das genügt.

Machen auch wir es so: öffnen wir ihm unsere ganze Seele und unser Herz und überlassen dem Heiland die Sorge darin zu lesen. Verhehlen wir ihm dabei nichts, denn er durchdringt mit seinem Blick unser ganzes Wesen. Wie schön ist es, diesen Blick auf sich ruhen zu lassen! Er hat etwas wärmendes und versöhnliches; irgendwie fühlt man sich nach einer Stunde geläutert. Man ist noch derselbe und hat doch den Eindruck: man ist sanfter und geduldiger.

Wenn wir die s.g. Weltkinder gegenüberstellen, so haben sie oft wenig Verständnis für solche Gedanken der Anbetung und beim Herrn verweilen. Ihre Ausrichtung gilt gewöhnlich mehr den Vergnügungen als in der Stille beim Herrn sein. Wenn ich Jesus anbete, tue ich nichts anderes, als mich an den Platz stellen, der mir gebührt. Vor dem Tabernakel befinde ich mich vor einer Hoheit, die jede menschliche Hoheit weit überragt. Hier bin ich in der Gesellschaft der heiligen Engel, deren Schönheit und Größe wir erst in der Ewigkeit erfassen können. Hier kommen die heiligsten und edelsten Seelen zusammen, die sich in ihrem Leben in der Nachfolge Christi bewährt haben. In der Nähe von Jesus ist der Platz, von dem ich mit neuem Mut und mehr Zuversicht wieder in meinen Alltag gehe.

In der Gegenwart Jesu finde ich immer, was die Welt mir nicht geben kann: die Erkenntnis meiner selbst. Im Lichte der Eucharistie kann ich meine Verfehlungen und Sünden erkennen und um Vergebung bitten. Wenn nicht hier, wo in der Welt kann ich einen solchen Platz noch finden. Wer, außer Jesus, könnte mir sagen: „Gehe in Frieden, deine Sünden sind dir vergeben“?

Die Hochmütigen der Welt haben für die Reuigen keinen anderen Kommentar als demütigende Geringschätzung. Jesus allein versteht es, wieder aufrichten zu wollen, wieder Mut zu machen und seine hilfreiche Hand zu bieten. Jesus allein gibt den Kuss der erneuerten Freundschaft.

Jede Stunde meiner Vergangenheit, aber auch jede Stunde meiner Zukunft möchte ich Jesus schenken als Ausdruck meiner Dankbarkeit und diese mit der Bitte verbinden, dass er mir weiterhin Erlöser und Freund sei.

Bist du zufrieden, mein Heiland, wenn ich immer wieder ein wenig bei dir verweile? Du hast doch die heilige Eucharistie eingesetzt, um bei uns, bei mir zu bleiben? O Jesus, Petrus, Jakobus und Johannes hast du nicht gestattet, Hütten zu bauen im Glanze des Tabors. Aber ich darf bei dir verweilen, um mit dir reden zu können und hinzuhören, was du mir zu sagen hast.

Jeden Tag will ich auf deinem Altar frische Blumen niederlegen, die ich im Garten meiner Seele gepflegt habe: Blumen der Anbetung, Blumen der Reue, Blumen der Danksagung, aber auch Blumen der Bitte. Und du, mein Jesus, winde aus diesen Blumen einen Kranz um dein Herz, denn dein Herz nur mit Dornen umgeben zu sehen, tut mir zu weh! 

 

 

Böhl-Iggelheim, 08.07.2013

 

Gerhard Braun