Texte

Früchte der Anbetung

Der auferstandene Christus „zeigte ihnen seine Hände und Füße" (Lk 24,40), an denen seine glorreichen Wunden sichtbar waren. Sie sind Quellen der Gnade für die Menschheit, denn „durch seine Wunden sind wir geheilt" (Jes 53,4-5). Dieser Vortrag zeigt die vielen Gnadengaben auf, die empfangen werden, wenn sich eine Pfarrgemeinde aufmacht, um den auferstandenen Christus anzubeten, der wahrhaft im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig ist. Die zentralen Früchte der eucharistischen Anbetung treten auf drei Ebenen zutage: zuerst im Leben der Anbeterinnen und Anbeter selbst, dann innerhalb der Pfarrgemeinde, schließlich in der Kirche und in der Welt.

« Gelobt und gepriesen sei ohne End, Jesus Christus im Allerheiligsten Sakrament ! »


Mit diesem Lobgebet möchte ich unseren Herrn Jesus preisen und ehren, der im Sakrament seiner Liebe wahrhaft anwesend ist.


Die Eucharistie ist unser wahrer Schatz auf Erden. Nichts ist schöner, nichts ist größer, nichts ist bewundernswerter als diese Anwesenheit des Auferstandenen, der zu uns kommt, um uns an dem Reichtum seiner Gnade teilhaben zu lassen und uns mit seiner Herrlichkeit zu bekleiden.


Benedikt XVI. stellte voll Freude fest: «Wie viele Menschen verharren still vor dem Tabernakel und unterhalten sich in Liebe mit Jesus ! (…) Ich bete, dass sich dieser eucharistische Frühling in allen Pfarrgemeinden immer mehr ausbreite.» Wir beten die Eucharistie nicht in erster Linie wegen der Früchte an, die wir dadurch erhalten. Der hl. Paul VI. erinnert uns daran, dass es «für uns eine sehr angenehme Pflicht ist, das fleischgewordene Wort, das unsere Augen nicht erblicken können und das, ohne den Himmel zu verlassen, sich uns vergegenwärtigt, in der heiligen Hostie, die unsere Augen sehen können, anzubeten und zu verehren. »1. Ja, eine sehr angenehme Pflicht. Zuerst handelt es sich um eine Pflicht, denn das erste Gebot lautet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das erste Gebot“ (Mt 22,37f.). Doch diese Pflicht ist «sehr angenehm», denn sie ist mit zahllosen positiven Auswirkungen auf unsere Seele verbunden. «Nichts ist angenehmer auf der Erde, nichts ist geeigneter, auf dem Weg der Heiligkeit voranzuschreiten.»2

Da die Eucharistie die Gedächtnisfeier des Leidens Jesu Christi ist, erhalten wir die Früchte der Eucharistie – gefeiert und angebetet - direkt vom Kreuz. Dadurch ist uns zwar eine neue Welt erwirkt worden, alles wurde von innen her erneuert, doch die sichtbare Welt hat sich nicht geändert. Es wird also schwierig sein, die sichtbaren Früchte davon zu messen, aber einfach, sich über die zahlreichen Herzen zu freuen, die von der Eucharistie ergriffen worden sind.


Bevor der auferstandene Christus seine Jünger aussandte, zeigte er ihnen «seine Hände und Füße» (Lk 24,40) mit seinen verklärten Wunden, die Quellen der Gnade und der Heilung für die Menschheit sind. Die spirituellen Früchte sind zunächst für den Betenden selbst, dann für die Pfarrgemeinde und schließlich für die Welt. All diese Früchte werden uns durch den als Person auferstandenen Jesus zuteil.


Indem der Herr die Herzen der Gläubigen erneuert, baut er die Pfarrgemeinde auf. Die Gläubigen werden missionarische Jünger, die das Evangelium verkünden. So wirken sie an der Veränderung der Welt mit.


1 Paul VI, lettre apostolique, ‘Profession de Foi Catholique’, 1968.
2 Paul VI, Lettre encyclique, ‘Mysterium Fidei’, 1965.

1. Persönliche Gnaden

1.1. Verlängerung und Intensivierung der heiligen Messe

Benedikt XVI. hat uns daran erinnert, dass der Akt der Anbetung außerhalb der heiligen Messe das verlängert und intensiviert, was in der liturgischen Feier selbst getan wurde.»3

Die eucharistische Anbetung lehrt uns, über die Gestalt des Brotes hinaus die Gegenwart des auferstandenen Hern zu erkennen. Hier nun die ersten Früchte: Indem die Gläubigen lange vor der heiligen Hostie niederknien, können sie sich

· der heiligen Kommunion nicht mehr ohne heilige Ehrfurcht und ohne eine tiefe Anbetung Jesu Christi nähern.

· Sie können das heilige Messopfer nicht mehr auf ein einfaches Mahl reduzieren.

· Für sie ist die Kommunion weit mehr als der Empfang eines einfachen Nahrungsmittels, sondern sie wird zur Vereinigung mit der Person des auferstandenen Christus. Auf diese Weise intensiviert die Anbetung des allerheiligsten Sakraments die Begegnung mit dem Auferstandenen, die das Leben des Getauften nährt und belebt, das Leben des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.

 

1.2. Festigung des GLAUBENS, um die Vereinigung mit Christus zu stärken

Während der eucharistischen Anbetung gibt es für unsere Sinne nichts zu tun. Wir befinden uns im Bereich des Glaubens. Und dieser reine Glaube vereinigt die Seele mit der Person Jesu Christi. Voll Liebe versuchen wir, eine verborgene Wahrheit zu durchdringen, einen versteckten Schatz zu entdecken, eine Schwierigkeit zu überwinden. In der Gegenwart des eucharistischen Schleiers sucht die Seele ihren Herrn, so wie die hl. Maria Magdalena am leeren Grab. Die Eucharistie wird ein Nahrungsmittel, eine Wahrheit, eine Schönheit, stets alt und neu zugleich, die man nicht müde wird zu erforschen und zu durchdringen.

Der hl. Pierre-Julien Eymard, der Apostel der Eucharistie, sagte: « Ich habe oft darüber nachgedacht, welches Heilmittel die allgemeine Gleichgültigkeit heilen könnte, die sich in besorgniserregender Weise der Katholiken bemächtigt hat, und ich finde nur ein einziges: die Eucharistie, die Liebe zum eucharistischen Jesus. Der Verlust des Glaubens kommt vom Verlust der Liebe. »


3 Benoît XVI, Exhortation Apostolique, ‘Sacramentum Caritatis’, n° 66, 2007.

1.3. Stärkung der HOFFNUNG, die nicht enttäuscht

1.3.1. Kraft, Trost und Stärkung erhalten

Hl. Johannes Paull II.: « Es ist schön, bei ihm zu verweilen und wie der Lieblingsjünger, der sich an seine Brust lehnte, von der unendlichen Liebe seines Herzens berührt zu werden. Wenn sich das Christentum in unserer Zeit vor allem durch die »Kunst des Gebetes« auszeichnen soll, wie könnte man dann nicht ein erneuertes Verlangen spüren, lange im geistlichen Zwiegespräch, in stiller Anbetung, in einer Haltung der Liebe bei Christus zu verweilen, der im Allerheiligsten gegenwärtig ist? Wie oft habe ich diese Erfahrung gemacht, und daraus Kraft, Trost und Stärkung geschöpft! »4


Das Leben kann so hart sein, die Kämpfe so heftig, die Niederlagen so schmerzhaft. Der hl. Damian de Veuster, der Apostel der Leprakranken, verwandelte in der Hölle von Molokaï, in der Egoismus, Brutalität und Verzweiflung herrschten, die Bewohner in eine echte Gemeinschaft. Er führte die immerwährende eucharistische Anbetung ein.

1.3.2. Heilmittel gegen den Götzendienst

Wenn die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird, weiß der Christ, dass er sich vor seinem Gott, der im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig ist, niederknien kann. Dort erhält er die Gnade, im Kampf durchzuhalten, sich gegen die Mächte der Finsternis zu erheben, um die Schwächsten zu verteidigen.


Benedikt XVI.: « Die eucharistische Anbetung ist das wirksamste und radikalste Heilmittel gegen die Götzendienste von gestern und heute. Das Niederknien vor der Eucharistie ist Bekenntnis der Freiheit: Wer sich vor Jesus niederkniet, kann und darf sich vor keiner noch so starken irdischen Macht niederwerfen. Wir Christen knien nur vor dem Allerheiligsten Sakrament, weil wir wissen und glauben, dass in ihm der einzige wahre Gott gegenwärtig ist, der die Welt geschaffen und so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn hingab (vgl. Joh 3,16). Wir beugen uns vor einem Gott, der sich zuerst zum Menschen herabgebeugt hat, um ihm zu helfen und ihm das Leben wiederzugeben, und der vor uns niederkniete, um uns die schmutzigen Füße zu waschen. Derjenige, vor dem wir uns niederwerfen, richtet uns nicht, zerbricht uns nicht, sondern befreit und verwandelt uns. »5

1.3.3. In seinen Strahlen finden wir Heilung

In Galiläa drängte sich die Menge um Jesus, um ihn zu hören und von allen Krankheiten geheilt zu werden. Die blutflüssige Frau berührte ihn mit ihrem Glauben und setzte damit seine Kraft und Macht frei. Jesus nahm die Kraft wahr, die von ihm ausströmte, und fragte: « Wer hat mich berührt ? » (Mk 5,30). Unser Glaube berührt das Herz Jesu und bewirkt, dass seine Kraft und seine heilende Liebe uns, unsere Familie und die ganze Welt überfluten, und zwar jedes Mal, wenn wir zu ihm im Allerheiligsten Sakrament gehen. Indem wir das tun, antworten wir auf die Einladung, die er im Evangelium ausspricht: « Kommt zu mir … »; « Alle, die ihr müde seid » (Mt 11, 28) … « Ruht ein wenig aus an einem einsamen Ort » (Mk 6,31); « Alle, die ihr Durst habt …, denn aus meinem Inneren fließen Stöme lebendigen Wassers. » Er sprach vom Heiligen Geist, den alle empfangen sollten, die sich ihm näherten (Joh 7, 37f). Im Allerheiligsten Sakrament schenkt uns Jesus neue Kraft und erneuert in uns die Hoffnung, wenn alles verloren erscheint.


Am Kreuz verwandelt Jesus Hass in Liebe und Tod in Leben. Und so ist es auch in der Eucharistie. Dort wirkt Jesus die gleichen Wunder in uns: Er verwandelt Böses in Gutes, Dunkelheit in Licht, Angst in Vertrauen. Pauline-Marie Jaricot, diese unermüdliche Apostelin der Nächstenliebe, die im 19. Jahrhundert in Lyon gelebt hat, liefert eine Zusammenfassung dieser persönlichen Verwandlung, die sich im Herzen des Anbeters vollzieht, der den Heiligen Geist das Herz aus Stein in ein Herz aus Fleisch verwandeln lässt: « Am Fuß deiner heiligen Tabernakel hat mein von den schlimmsten Prüfungen ausgetrocknetes Herz immer die notwendige Kraft gefunden, all das auszuhalten. Dort sind meine Kämpfe in Siege verwandelt worden, meine Schwachheit in Mut, meine Lauheit in Eifer, meine Unsicherheit in Licht, meine Traurigkeit in Freude, die aufgetürmten Hindernisse in Erfolge, meine Wunschvorstellungen in Willensakte, meine Vorbehalte gegenüber meinen Mitmenschen in glühende Nächstenliebe. Alles, was ich weiß, habe ich zu deinen Füßen gelernt, mein Herr. »6


4 Saint Jean-Paul II, Lettre encyclique, ‘Ecclesia de Eucharistia’, n. 25, 2003.
5 Benoît XVI, Fête-Dieu, 22 juin 2008.
6 Pauline-Marie Jaricot, ‘L’Amour Infini dans la Divine Eucharistie’.

1.4. Die göttliche Nächstenliebe entfachen, um sie weiterzugeben

1.4.1. Mit der Kraft und der Zärtlichkeit Gottes dienen

Durch das Gebet holt sich der Gläubige von Christus her Kraft. Benedikt XVI.: « Wer betet, vertut nicht seine Zeit, selbst wenn die Situation alle Anzeichen der Dringlichkeit besitzt und einzig zum Handeln zu treiben scheint. Die Frömmigkeit schwächt nicht den Kampf gegen die Armut oder sogar das Elend des Nächsten. Die selige Teresa von Kalkutta ist ein sehr offenkundiges Beispiel dafür, dass die Gott im Gebet gewidmete Zeit dem tatsächlichen Wirken der Nächstenliebe nicht nur nicht schadet, sondern in Wirklichkeit dessen unerschöpfliche Quelle ist … »7


Hl. Teresa von Kalkutta: « Jeden Tag setzen wir das Allerheiligste aus, und wir haben dadurch eine Veränderung in unserem Leben bemerkt. Wir haben einander besser kennengelernt und auch den Armen als konkretes Zeugnis Gottes. Seit Beginn der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments haben wir unsere Arbeit nicht verringert. Wir widmen ihr ebenso viel Zeit wie zuvor, aber wir bringen dabei mehr Verständnis auf. Die Leute nehmen uns besser an. Sie haben Hunger nach Gott. Sie brauchen nicht mehr uns, sondern Jesus. Die Eucharistie ist für uns das Sakrament des Gebetes, die Quelle und der Höhepunkt des christlichen Lebens. Die heilige Stunde vor der Eucharistie muss uns zur heiligen Stunde mit den Armen führen. »

1.4.2 Sich evangelisieren lassen, um zu evangelisieren.

a. Evanglisierung der Erinnerung

So viele unreine Bilder, so viele verletzende Worte oder gewaltsame Gesten haben sich in das Gedächtnis unseres Körpers oder unseres Geistes einprägen können und uns tief verletzt. Indem wir die heilige Hostie betrachten, den verklärten Leib Christi, richtet der Herr seinen Blick auf uns und heilt unsere schlimmsten Verletzungen des Körpers, des Geistes oder der Seele. « Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und ihre Flügel bringen Heilung. » (Mal 3,20)

b. Evangelisierung der Intelligenz: Eintreten in die Demut Gottes in der Eucharistie

Angesichts der Unverständlichkeit des eucharistischen Geheimnisses macht sich unsere Intelligenz die Worte des hl. Petrus zu eigen: « Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes » (Joh 6,68f.). Da Jesus die Wahrheit ist, kann er uns nicht täuschen. Die Intelligenz lernt, sich der offenbarten Wahrheit zu unterwerfen. Die vom Glauben erleuchtete Intelligenz erhebt sich zur ewigen Wahrheit. Als ich hier in der Gnadenkapelle von Altötting gebetet habe, habe ich auf einem Täfelchen gelesen: « Die Frömmigkeit wird durch heilige Stille mehr gefördert. » Wie schwer ist es, still vor der heiligen Hostie zu verweilen. Die eucharistische Anbetung ist eine Schule des Eifers und der Stille. Wenn das ewige Wort Gottes, das seine Inkarnation in der heiligen Hostie fortsetzt, beschließt, still zu sein, dann deshalb, weil es uns lehren möchte, in die Stille des Gebets einzudringen. Nur dort spricht Jesus zu meinem Herzen. Bei der stillen Anbetung lernen wir zu sagen: « Rede, Herr, dein Diener hört! » (1 S 3,9) und nicht « Höre, Herr, dein Diener redet! » Anbeten heißt, das Allerheiligste Sakrament arbeiten zu lassen.

c. Evangelisierung des Willens: Eintreten in die Armut Gottes

Anbeten bedeutet, sich den Willen Gottes zu eigen zu machen, in Freiheit den Willen Gottes und seinen Plan der Liebe anzunehmen, der sich durch die göttliche Vorsehung kundtut. Bei der eucharistischen Anbetung lernt der Anbeter, nicht mehr seinen Willen für Gott zu tun, sondern den Willen Gottes zu tun. Im Evangelium wirkte Jesus Wunder, wenn er in einem Herzen Glauben fand. So ist es auch heute: Jesus wirkt in uns, wenn wir den Akt des Glaubens setzen und ihm in der Anbetung begegnen. Es ist Christus, der die Welt gerettet hat, nicht das, was wir tun. Das Gebet ist auch ein machtvoller Schutzwall gegen die alltäglichen Versuchungen: « Betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. » (Mk 14,37)

1.4.3 Geistige Kommunion

Die eucharistische Anbetung ist eine echte geistige Kommunion für alle, besonders aber für diejenigen, die keinen Zugang zu den Sakramenten haben: Christus schenkt ihnen die notwendigen Gnaden, um auf einem authentischen Weg der Bekehrung in seiner Nachfolge voranschreiten zu können. Sie sind eingeladen, sich auch für den Missionsauftrag der Kirche zu engagieren.

2. Gnaden für die Pfarrgemeinde

Indem das Herz der Gemeindemitglieder erneuert wird, fühlen sie sich durch die Anbetung gedrängt, sich verstärkt für ihre Gemeinschaft einzusetzen und « missionarische Jünger » zu werden. (Papst Franziskus)

2.1. Missionarischer Geist

Das lebendige Wasser, das Jesus denen verspricht, die sich ihm nähern, belebt die Pfarrgemeinde, macht sie missionsfähiger und verleiht den pastoralen Aktivitäten eine größere Fruchtbarkeit. Joseph Ratzinger: « Jesus predigte am Tag und betete in der Nacht. Er musste seine Jünger von Gott erhalten. Wir können die Menschen nicht aus uns selbst gewinnen. Wir müssen sie von Gott erhalten für Gott. Alle Methoden sind ohne das Fundament des Gebets leer. Das Wort der Verkündigung muss immer in einem intensiven Gebetsleben verankert sein. »8

2.2. Nächstenliebe und Dienst

Einige Gemeinden, bei denen die immerwährende Anbetung eingeführt wurde, haben im Zuge dessen verschiedene soziale Dienste angeboten. Indem wir in der Gestalt des Brotes den auferstandenen Christus erkennen, erhalten wir auch die Gnade, ihn in unserem Mitmenschen zu erkennen, wer immer das sein mag, sogar – wie es die hl. Teresa von Kalkutta gesagt hat - hinter der erschütterndsten Maske des Ärmsten. Die St. Patrick Gemeinde in London bietet zum Beispiel einen Rund-um-die-Uhr-Telefonservice an. Diejenigen, die den Hilfesuchenden zuhören, bleiben dabei im Gebet vor dem Allerheiligsten in einer Kapelle, die eigens dafür eingerichtet worden ist. Hl. Johannes Paul II.: » Die Nähe zu Christus in der Stille und das betrachtende Gebet entfernen uns nicht von unseren Zeitgenossen, sondern im Gegenteil, sie machen uns empfänglich und offen für die menschliche Freude und den Kummer und weiten unser Herz zu einer weltweiten Dimension. Sie vereinigen uns mit unseren Brüdern und Schwestern in der ganzen Menschheit und besonders mit den Kindern, die die besonderen Lieblinge des Herrn sind. »9

2.3. Berufungen zum Priestertum und Ruf zur Heiligkeit

Zwei wesentliche Früchte der immerwährenden Anbetung: Berufungen zum Priestertum und die Heiligung der Priester. David Craig wird in Kürze ein sehr schönes Zeugnis geben, das diesen Aspekt vertiefet.


8 Cardinal Joseph Ratzinger : ‘la nouvelle évangélisation’, 8-10 décembre 2000.
9 Saint Jean-Paul II, Lettre à Mgr Houssiau, 28 Juin 1996.

3. Gnaden für die Welt

Hl. Johannes Paul II.: « Zur Evangelisierung der Welt sind Apostel vonnöten, die »Fachleute« für die Feier, Verehrung und Betrachtung der Eucharistie sind. »10

3.1. Sühne leisten für die große Schuld und alles Unrecht der Welt

Hl. Johannes Paul II.: « Die Kirche und die Welt haben die eucharistische Verehrung sehr nötig. In diesem Sakrament der Liebe wartet Jesus selbst auf uns. Keine Zeit sei uns dafür zu schade, um ihm dort zu begegnen: in der Anbetung, in einer Kontemplation voller Glauben, bereit, die große Schuld und alles Unrecht der Welt zu sühnen. Unsere Anbetung sollte nie aufhören. »11 In der Tradition der Kirche diente die eucharistische Anbetung immer dazu, Sühne für die Fehler und Sakrilegien zu leisten, die gegen die Realpräsenz Jesu in der heiligen Hostie begangen wurden.

3.2 Ein eminent wichtiger Dienst für die Menschheit

Hl. Johannes Paul II.: »Durch die Anbetung trägt der Christ auf geheimnisvolle Weise bei zur radikalen Verwandlung der Welt und zur Aussaat des Evangeliums. Jeder, der zum Erlöser betet, zieht die ganze Welt mit ihm und erhebt sie zu Gott. Jene, die vor dem Herrn stehen, erfüllen daher einen eminent wichtigen Dienst. Sie stellen all jene hin vor Christus, die ihn nicht kennen oder weit von ihm entfernt sind: Sie halten Wache in seiner Gegenwart zu deren Gunsten.»12 Indem wir also das Allerheiligste Sakrament anbeten, tun wir das stellvertretend für ein Familienmitglied, für jemanden aus der Pfarrei, jemanden aus der Welt, der die göttliche Barmherzigkeit am meisten benötigt. Diese Person erhält die notwendigen Gnaden, um zu Gottvater zurückzukehren.


Im Buch Exodus lesen wir, dass das Volk Israel gegen die Amalekiter kämpfte und dass Mose in dieser Zeit vor Gott Fürbitte hielt, indem er die Hände erhob und Gott anflehte, den Sieg zu schenken. Als seine Arme schwer wurden, bat er Aaron und Hur, ihm zu helfen, die Arme zu Gott zu erheben. Und der Herr hat seinem Volk den vollständigen Sieg geschenkt. Bei der ewigen Anbetung ist auch immer ein Anbeter vor dem Herrn anwesend, in einer ununterbrochenen Gebetskette, in der Fürbitte geleistet wird. Und so ist das Herz der Gemeindemitglieder permanent zu Gott erhoben. Und Gott verleiht seinem Volk, also der Kirche, den Sieg. Er schenkt uns sein erbarmen, seinen Frieden und sein Licht, das die Finsternis unseres Herzens und der Welt vertreibt.

3.3 Eucharistische Strahlkraft

Eine Anbetungskapelle ist ein Leuchtturm, der erhellt, eint und von weitem strahlt. Wenn Jesus geliebt und angebetet wird, erfüllt er sein Versprechen: « Wenn ich von der Erde erhöht worden bin, werde ich alle an mich ziehen » (Joh 12,32). Bei der eucharistischen Anbetung berühren wir das Herz Jesu. Dieses hat sich mit jedem vereinigt und berührt seinerseits alle Herzen. Sel. Charles de Foucauld: « Heiligstes Herz Jesu, strahle aus diesem Tabernakel hinaus auf das Volk, das dich umgibt, ohne dich zu kennen. Erleuchte, leite, rette diese Seelen, die du liebst. » Peter Kreeft, ein amerikanischer Philosoph: « Es ist eine der zerstörerischsten Lügen Satans, uns zu sagen, in einer Kirche zu sitzen und Christus anzubeten, sei nutzlos und überflüssig. Es entspräche nicht unseren eigentlichen Bedürfnissen und würde uns von dem ablenken, was heutzutage zu tun sei. Die Anbetung berührt jeden Menschen und jede Sache, denn sie berührt den Schöpfer, und dieser wiederum berührt alles, was es auf der Welt gibt, jeden Menschen und jedes Ding von innen her, von seinem eigenen Zentrum aus. Wenn wir anbeten, tauchen wir in das Auge des Zyklons ein, jene ruhige Zone, um die sich alles dreht. Wir vereinen uns mit einer unendlichen Dynamik und Kraft. »


10 Saint Jean-Paul II, Journée Mondiale pour les missions, 2004.
11 Saint Jean-Paul II, Lettre Apostolique, ‘Dominicae Cenae’, 1980.
12 Saint Jean-Paul II, Lettre à Mgr Houssiau, 28 Juin 1996.

4. Schlussfolgerung

Schließen wir mit den Worten des hl. Pierre-Julien Eymard, der schon im 19. Jahrhundert an die Dringlichkeit der Anbetung erinnerte, um unsere Gemeinden und unsere Welt zu erneuern. « Die feierliche Aussetzung Jesu im Sakrament ist heutzutage die Gnade und das Bedürfnis unserer Zeit. Sie ist die souveräne Gnade. Die Aussetzung ist die mächtige Waffe der Kirche und des Gläubigen… Wir haben keine Angst, es zu bekräftigen: Der Kult der Aussetzung des Allerheiligsten Sakraments antwortet auf das Bedürfnis unserer Zeit. Dieser Kult ist notwendig, um unsere Gesellschaft zu retten. Unsere Gesellschaft geht zugrunde, weil sie kein Zentrum der Wahrheit und der Nächstenliebe mehr hat, aber sie wird eine kraftvolle Erneuerung erleben, sobald sich alle Mitglieder um das Leben versammeln, um Jesus in der Eucharistie. Gehen Sie zurück zur Quelle, zu Jesus. Vor allem zu Jesus in der Eucharistie. Man mache es sich bewusst: Ob eine Gesellschaft wächst oder zerfällt, hängt damit zusammen, wie es in ihr um den Kult der göttlichen Eucharistie steht. Möge es also kommen, dieses Reich der Eucharistie ! » (Heiliger Pierre-Julien Eymard, « Das Jahrhundert der Eucharistie » 1864)

Die Missionare der Allerheiligsten Eucharistie

MISSIONARII SANCTISSIMAE EUCHARISTIAE (MSE)

 

Die Missionare der Allerheiligsten Eucharistie (MSE) sind eine offizielle kirchliche Vereinigung, deren Charisma darin besteht, die ewige eucharistische Anbetung in Pfarreien und Diözesen zu fördern. Es handelt sich um eine Priestergemeinschaft, die am 17. Juli 2007 von Bischof Dominique Rey, Bischof von Fréjus-Toulon, ins Leben gerufen wurde. Für die Gründungsfeierlichkeiten wählte er bewusst den Gnadenort Paray-le-Monial in Burgund aus, denn dort hatte Jesus im 17. Jahrhundert der heiligen Margareta-Maria Alacoque (1647-1690) sein Herz gezeigt und ihr mitgeteilt: „Ich habe einen brennenden Durst danach, im Allerheiligsten Sakrament des Altares geehrt und geliebt zu werden, und ich finde fast niemanden, der sich danach sehnt, meinem Wunsch entsprechend, diesen Durst zu stillen, indem er mich ebenfalls liebt.“

Père Florian Racine ist der Superior der Kommunität, die ihren Hauptsitz im südfranzösischen Saint-Maximin-la-Sainte-Baume hat. Gleichzeitig ist er als Gemeindepfarrer für die dortige Basilika verantwortlich, wo sich – gemäß der Tradition – die Reliquien der heiligen Maria Magdalena befinden. Diese biblische Frau, die Jesus nach ihrer Bekehrung innigst geliebt hat und die als Apostelin der Apostel verehrt wird, ist die Patronin dieser Gemeinschaft. Zwei der Mitglieder leben im US-Bundesstaat New York, in Huntington auf Long Island, wo sie im „Seminar der Unbefleckten Empfängnis“ eucharistische Exerzitien für Laien, Priester und Ordensleute anbieten.


Mit intensivem Gebet vor dem ausgesetzten Allerheiligsten sowie mit Vorträgen, Predigten, Einkehrtagen, Kongressen und der Veröffentlichung des Brasier Eucharistique, einer monatlich erscheinenden Zeitschrift, setzen sich die MSE dafür ein, die Gläubigen dafür zu sensibilisieren, dass Jesus Christus in der heiligen Eucharistie wahrhaft anwesend ist. Die Missionare freuen sich sehr, wenn sie eingeladen werden, um bei der Initiierung und der Organisation solcher Gebetsstätten zu helfen. Diesbezüglich ist der Prophet Moses das Vorbild par excellence: Unterstützt von Aaron und Hur, erhebt er ununterbrochen seine Arme zu Gott. Solange er das tut, siegt das Volk Israel im Kampf gegen die Amalekiter, sobald er jedoch die Arme sinken lässt, erfährt es eine Niederlage (vgl. Ex 17,8-13). Es ist also Gott, der den Sieg schenkt.

Bei den – je nach Wunsch – in Französisch, Englisch oder Deutsch durchgeführten Missionseinsätzen werden die Anbeterinnen und Anbeter dahingehend ausgebildet, dass jeder Einzelne von ihnen zunächst lernt, Jesus mehr zu lieben, denn ohne Liebe gibt es keine Anbetung. Je mehr Jesus in einem Menschen lebt und liebt, desto mehr Strahlkraft hat dessen Glaubensleben, wodurch mehr und mehr Gemeindemitglieder zu ihm geführt werden. Er selbst sagt: „Seht, ich mache alles neu“ (Offb 21,5). Die Erfahrung zeigt, dass der Herr auf diese Weise die ganze Welt erneuert und evangelisiert. Genau das hat bereits der heilige Papst Johannes Paul II. in einem Brief an Bischof Houssiau von Lüttich zum 750. Jahrestag des Fronleichnamsfestes am 28. Juni 1996 geschrieben: „Durch die Anbetung trägt der Christ auf mysteriöse Weise zur radikalen Veränderung der Welt und zur Aufkeimung des Evangeliums bei. Wer zum Erretter betet, zieht die ganze Welt mit sich und erhebt sie zu Gott. Diejenigen, die vor dem Herrn stehen, erfüllen daher einen hervorragenden Dienst.“


Im Juni 2011 fand in Rom der erste internationale Kongress zur eucharistischen Anbetung statt, der von den MSE durchgeführt wurde. Hochkarätige Spezialisten, darunter sechs Kardinäle, referierten zu dem Thema „Von der eucharistischen Anbetung zur Evangelisierung“. Alle Vorträge können in dem Buch „Adoratio 2011 - From Eucharistic Adoration to Evangelization“ (Alcuin Reid, Editor) nachgelesen werden. Anbeten bedeute, dem ersten Gebot Folge zu leisten. So erklärte damals Bischof Rey die Relevanz von Anbetung und den Grund für diese Initiative. Gottes Größe zu erkennen und ihn anbetend zu verehren, sei ein erster Schritt auf dem Weg der Neuevangelisierung, die von der Kirche ausgehen müsse.

Seit dem Jahr 2014 organisieren Père Florian Racine und seine Gemeinschaft den Kongress Adoratio (dtsch. Anbetung) jährlich in der Pfarrei von Saint- Maximin-la-Sainte-Baume, im Jahr 2019 erstmals auch auf der Insel La Réunion, einem französischen Übersee-Département im Indischen Ozean. In 2020 wird der Kongress Adoratio der MSE in Paris stattfinden: https://de.adoperp.fr/?p=390

 

Missionare der Allerheiligsten Eucharistie (MSE)

Kontakt zu den MSE in Deutsch, Englisch oder Französisch: fr@adoperp.fr

Internet: https://de.adoperp.fr, www.mostholyeucharist.org, https://adoperp.fr

Bücher:
Adoratio 2011
From Eucharistic Adoration to Evangelization
Alcuin Reid (Editor), August 2012
ISBN-10: 1441102272, ISBN-13: 978-1441102270


P. Florian Racine
Could You Not Watch with Me One Hour?
How to Cultivate a Deeper Relationship with the Lord through Eucharistic Adoration
Ignatius Press, September 2014
ISBN/UPC: 9781586177775


Fr. Sean Davidson
Saint Mary Magdalene: Prophetess of Eucharistic Love
Ignatius Press, Februar 2017
ISBN: 1621640922


Fr. Barry Braum
That I May See: Journeying from Spiritual Confusion and Blindness To the Radiance of the
Eucharist
Adoratio Press, Dezember 2017
ISBN-10: 0999709313, ISBN-13: 978-0999709313