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Ewige Eucharistische Anbetung (Folge 2)

Jesus Christus ist Tag und Nacht wahrhaft gegenwärtig im Allerheiligsten Sakrament des Altares und möchte, dass wir in der Eucharistischen Anbetung Zeit mit ihm verbringen. Wer unter dem Kreuz Jesu ist, darf die Gnaden, die sinnbildlich mit Blut und Wasser aus seinem durchborten Herzen strömen, empfangen.

Guten Tag. Ich bin Pfarrer Florian Racine und werde die Katechese fortsetzen. Beim letzten Mal habe ich ein wenig versucht, über die Realpräsenz Jesu in der Eucharistie zu sprechen, über die verschiedenen Arten der Anwesenheit Christi. Wir sind berufen, ihm in all diesen Gegenwartsformen zu begegnen, wollen aber auch verstehen, auf welche Art er in der Eucharistie anwesend ist.

Ich möchte nun zwei Persönlichkeiten vorstellen, den Heiligen Johannes den Täufer und die Heilige Maria Magdalena, die uns helfen werden, den Sinn der Anbetung besser zu verstehen.

Der Heilige Johannes der Täufer ist dabei, die Menschenmassen zu taufen, die zu ihm kommen. Dabei handelt es sich um eine Taufe der Umkehr. Er lädt die Menge ein zu bereuen, das Böse von sich zu weisen und sich für Gott zu entscheiden, das Wort Gottes zu hören, um dann so handeln zu können, wie es bei Gott üblich ist, nach dem Willen Gottes. Auf einmal sieht Johannes der Täufer, wie Jesus auf ihn zukommt. Er wird innehalten, mit dem Finger auf Jesus zeigen und sagen: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ Man muss verstehen, dass der an dieser Stelle gebrauchte biblische Ausdruck „seht“ sehr stark ist. Man könnte auch sagen: „Jetzt ist es endlich da, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ Was ist damit gemeint? Um das zu verstehen, müssen wir uns daran erinnern, was sich 2000 Jahre zuvor ereignet, als Isaak von seinem Vater Abraham mitgenommen wird, um auf einem Berg geopfert zu werden. Eine völlig paradoxe Situation. Man könnte auch sagen inkohärent, insofern als er ja der Sohn des Segens ist, durch den Abraham eine große Zahl von Nachkommen haben sollte. Und jetzt bittet Gott Abraham, seinen Sohn als Opfer darzubringen. Als der kleine Isaak auf den Berg steigt, um geopfert zu werden, stellt er die Frage, die sich wohl jeder stellt: „Wo ist denn das Lamm, das Lamm, das geopfert werden soll?“ Anders ausgedrückt: Wo ist derjenige, der sterben muss, damit ich lebe?
Wir wissen alle, dass wir eines Tages sterben werden. Je mehr die Jahre ins Land gehen, desto mehr merken wir, wie unser Körper abbaut. Gleichzeitig haben wir aber diese Sehnsucht nach ewigem Leben. Das ist eine Sehnsucht, die Gott uns ins Herz gelegt hat. Das Innerste unserer Seele will für immer leben. Aber wir wissen, dass dieses natürliche Leben eines Tages zu Ende gehen wird, und deshalb haben wir in uns diese Frage: Was sollen wir tun, um für immer zu leben? Wer ist derjenige, der sterben wird, damit ich für immer leben kann? Und Abraham wird auf sehr rätselhafte Weise antworten: „Gott wird sich das Opferlamm aussuchen. Gott wird es fügen. Gott wird das Lamm Gottes geben.“ Ja, dann werden wir 2000 Jahre warten müssen. Gott nimmt sich für seine Antwort Zeit. 2000 Jahre später antwortet Johannes der Täufer dem kleinen Isaak und sagt: „Hier ist das Lamm Gottes, derjenige, der sein Leben opfern wird, damit wir das ewige Leben haben werden.“ Johannes der Täufer wird dann zwei seiner Jünger losschicken, die unmittelbar bei Jesus stehen, Johannes und Andreas, glaube ich, um einen Tag mit Jesus zu verbringen.

Und da wird etwas sehr Erstaunliches passieren. Sie werden zu Jesus sagen: „Wo wohnst du?“ Und Jesus sagt: „Kommt und seht!“ Aber im Evangelium des heiligen Johannes werden dazu überhaupt keine näheren Angaben gemacht. Ein Tag mit Christus, das muss doch eine Zeit der absolut unglaublichen Offenbarung gewesen sein, und das einzige Detail, das der heilige Johannes, der dabei war und alles gesehen hat, der einen ganzen Tag mit ihm verbracht hat, den ersten Tag mit Jesus, das einzige Detail, das uns überliefert ist, lautet: „Es war zur zehnten Stunde.“ Auch hier antwortet sich das Evangelium wieder einmal selbst, es verweist uns von einer Textstelle zu einer anderen. Was hat sich zur zehnten Stunde ereignet? Wir wissen, dass drei Jahre später, dass also die zehnte Stunde vier Uhr nachmittags ist, wir wissen, dass drei Jahre später um 12 Uhr mittags das Kreuz mit Jesus Christus aufgerichtet wird. Um 15 Uhr wird Christus seinen Geist aufgeben. Er wird am Kreuz sterben und dann, man kann sagen zur zehnten Stunde, um vier Uhr, wird ein Soldat eine Lanze nehmen und das Herz Jesu durchbohren. Diejenigen, die unter dem Kreuz stehen, werden etwas entdecken, eine Offenbarung: Ihnen wird von Gott offenbart werden, dass das Herz, das uns so sehr geliebt hat, das sich bis zum Letzten hingegeben hat, bis es durchbohrt worden ist, dass dieses Herz, das uns bis zum Äußersten liebt, dass dieses Herz danach dürstet, von uns ebenfalls geliebt zu werden. Also, das „Kommt und seht!“ von Jesus lädt uns ein, ihm zu folgen, um ihn am Kreuz betrachten zu können, dieses durchbohrte Herz. Dieses Herz, dem Blut und Wasser entströmen werden, ist die Geburtsstunde der Kirche, der Sakramente, der Taufe und der Eucharistie. Wir sind also durch das „Seht das Lamm Gottes!“ dazu berufen, zur Betrachtung des Herzens Jesu zu gelangen. Gleichzeitig wissen wir, dass Jesus am Kreuz eine Dornenkrone tragen wird, die uns an den Widder zur Zeit Abrahams erinnert, dessen Hörner sich im Dornengestrüpp verfangen hatten. Ebenso wissen wir aus dem Buch der Chronik, dass der Berg Morija, wo Abraham seinen Sohn opfern sollte, genau der Berg Golgota von Jerusalem ist, wo Jesus selbst geopfert werden wird. All diese Ereignisse laufen in Christus voll und ganz zusammen, das ist die Achse zum Verständnis der Schrift, die uns auf dieses durchbohrte Herz verweist. Der Priester hebt bei jeder Messe die Hostie in die Höhe und sagt: „Es ist da, hier ist es. Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Das heißt: Die Frage, die sich in der Tiefe jedes Menschen stellt, wird vom Priester beantwortet, indem er die Worte von Johannes dem Täufer aufgreift: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ Und in diesem Moment sind wir aufgerufen zu schauen, zu betrachten, denn in diesem Lamm Gottes in der Eucharistie befindet sich das Herz Jesu, das Herz, das aus Liebe zu uns schlägt, das uns unendlich liebt, das danach dürstet, von uns ebenfalls geliebt zu werden.

Wir sind also eingeladen, diesen Weg mitzugehen. Von unserer existentiellen Frage bezüglich des Lebens, des Sinns des Lebens, sind wir gerufen, Christus zu folgen, ihn in der Eucharistie zu betrachten, wenn er in der Messe erhoben wird. Sie haben vielleicht bemerkt, dass der Priester die Hostie während der Messe dreimal nach oben hebt, um uns zur Anbetung einzuladen. Dreimal richten wir also den Blick unserer leiblichen Augen auf den Leib Christi, auf den auferstandenen Leib Christi. Dreimal sind wir eingeladen, geistlich das geöffnete Herz Jesu zu betrachten, die Quelle der Sakramente, die Quelle des Lebens, die unserer Existenz wieder Sinn verleiht, die unser Herz mit seiner Liebe und seinem göttlichen Leben erfüllt. Das sollen wir also tun: Johannes dem Täufer folgen, auf Johannes den Täufer hören, um das Lamm Gottes anzuschauen, um ihm – wie der Heilige Johannes – folgen zu können und dieses durchbohrte Herz zu betrachten. Das ist die Haltung von jedem, der in die Messe kommt und betet, und das ist die Haltung dessen, der diese Gnade der Messe verlängern und intensivieren möchte, indem er Zeit vor dem Herzen Jesu verbringt, das in der Eucharistie ausgesetzt ist, um ihm Liebe mit Liebe zu vergelten.

Betrachten wir nun ein wenig die Persönlichkeit eines ausgesprochen interessanten Menschen: Maria Magdalena. Sie ist die Frau, die verstand, Christus zu lieben, so wie auch wir gerufen sind, Christus leidenschaftlich zu lieben. Sie war die große Zeugin der Auferstehung.Es gibt verschiedene Traditionen. Ich werde nicht auf diejenigen Traditionen eingehen, die zu erklären versuchen, wer dieser Mensch war. Ich werde lediglich die Tradition aufgreifen, die uns vom heiligen Augustinus und vom heiligen Gregor dem Großen überliefert ist und von so ziemlich der Mehrheit der katholischen Exegeten, die die Gestalt der Sünderin aus dem 7. Kapitel bei Lukas mit Maria identifizieren, der Schwester von Martha von Bethanien, diejenige, die liebt, die betrachtet, und mit Maria Magdalena am Fuß des Kreuzes, die verkünden wird, dass Jesus auferstanden ist. Und Gregor, der heilige Gregor der Große, stellt allen Christen Maria Magdalena als Beispiel eines spirituellen Weges vor Augen, und zwar schon im 6. und 7. Jahrhundert. Die drei großen Etappen ihres geistlichen Lebens sind die folgenden: Zuerst sitzt sie zu Füßen Jesu und erlebt eine persönliche Begegnung, die Erfahrung der Gegenwart Christi, die eine Gegenwart der Liebe ist, eine Gegenwart der Barmherzigkeit, eine Gegenwart der Wahrheit, die bewirkt, das ihr das Wort zugesprochen wird: Ich vergebe dir deine Sünden. Gehe hin in Frieden, und natürlich: Sündige nicht mehr. Die erste Erfahrung von Maria Magdalena ist also eine Begegnung mit der Barmherzigkeit Gottes. Sie weiß sich geliebt, sie entdeckt, wie sehr sie geliebt wird, und von da an fühlt sie sich wie neu erschaffen in ihrer ganz und gar verwundeten Persönlichkeit, die von den Sünden versklavt war, an die sie gekettet war. Sie wird von Christus aufgerichtet, findet ihre Identität wieder, ihre große Würde; sie wird innerlich vollkommen erneuert.

Wir als Christen müssen ebenfalls eine erste Begegnung mit Christus erleben. Das kann im Sakrament der Versöhnung geschehen, wo wir oft wirklich berührt werden, wo wir das vor Gott bringen, was in unserem Leben nicht schön ist, worauf wir nicht stolz sind. Und wir empfangen diese Liebe, die uns vergibt, und zwar alles. Wir wissen, wie sehr wir geliebt sind. Man kann diese Erfahrung natürlich auch während der Messe machen, während einer Zeit der eucharistischen Anbetung, wenn wir Jesus unser Herz berühren lassen, wenn wir uns lieben lassen, wenn wir uns anschauen lassen. Wir machen die Erfahrung dieser Liebe. 1. Etappe: die Erfahrung der Barmherzigkeit. Dann ist Maria Magdalena die Frau, die Christus lieben wird, indem sie sein Wort hört, die Zeit zu Füßen Jesu verbringen wird und die – dieses Mal sind es nicht ihre Tränen, die sie vergießen wird, sondern dieses Öl, das ein Vermögen wert ist. Die 300 Denare entsprechen wohl, also einen Denar bekommt man für einen Arbeitstag, 300 Denare sind also das Gehalt von 300 Tagen, mehr oder weniger ein Jahresgehalt. Und sie will, sie ist so sehr in Christus verliebt, in dem Sinn, dass sie Christus ihre Dankbarkeit ausdrücken will für all das, was sie von ihm empfangen hat, für alles, was er in ihrem Herzen bewirkt hat, so dass sie das Beste von dem, was sie hat, geben will. Sie gibt das Beste von sich selbst, um sich zu bedanken, d. h. sie wird ihn mit ihrem ganzen Herzen lieben, im Geist des ersten Gebotes: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Alles, was du bist, wirst du dem Herrn darbringen!“ Das ist ein Akt der Anbetung, die darin besteht, alles dem Herrn zu geben, was man ist, ein bisschen wie im Buch der Offenbarung, wo wir die weltlichen Könige sehen, die ihre Kronen zu Füßen des Lammes hinwerfen, zu Füßen des Lammes, das sie empfängt; zu Füßen des Lammes werfen die Könige ihre Kronen nieder, d. h. alles, was sie sind und was sie haben, alles bringen sie dar. Sie geben alles. Wir erkennen also Maria Magdalena in dieser 2. Etappe als die große Kontemplative, die von der Gegenwart Gottes vollkommen durchdrungen ist, die alles von Gott empfängt und dafür unendlich dankbar ist. Dann ist sie die Frau am Fuß des Kreuzes. Sie ist die Frau, die die Treue in aller Konsequenz leben wird, in der Liebe, die nicht ausweicht, als sie mit dem Kreuz konfrontiert wird, als die Prüfung kommt. Und dann ist sie die Frau, die weiß, dass die Liebe Christi stärker als der Tod ist. Sie ist die Frau der Hoffnung, die sich am leeren Grab sagt: „Dieses Drama des Kreuzes kann doch nicht das Ende sein. Es muss doch noch irgendwie weitergehen.“ Sie steht also am leeren Grab, und da trifft sie den auferstandenen Jesus. Nun wird es bei ihr zu einer zweifachen Bekehrung kommen, einer zweifachen Umkehr. Zuerst dreht sie sich rein körperlich um und sieht einen Mann, den sie für den Gärtner hält. Dann wendet sie ihm ihr Herz zu, als Jesus sie bei ihrem Vornamen ruft. Er sagt: „Maria!“ und sie sagt: „Rabbuni! Mein Herr und mein Gott!“ Nach dieser zweifachen Umkehr erkennt sie Jesus, der vor ihr anwesend ist, aber anders ausschaut. Sie hat ihn also nicht auf den ersten Blick erkannt, wie sie das vor seinem Tod immer getan hat.

Man braucht einen Blick des Glaubens, um den auferstandenen Christus zu erkennen. Sie wird Zeugin der Auferstehung werden, sie wird die Erste sein, die verkündet, dass Jesus wahrhaft auferstanden ist. Und für uns besteht diese 3. Etappe eben auch in einer zweifachen Umkehr. Wir müssen am Sonntagmorgen aus dem Bett aufstehen, wir müssen das Haus verlassen, um zur eucharistischen Anbetung zu gehen. Das ist unsere körperliche Umkehr. Aber dann bedarf es auch einer Umkehr des Herzens, sonst sind wir rein körperlich vor der Eucharistie anwesend, aber unser Herz ist nicht dabei, und wir erkennen Jesus nicht in der Eucharistie. Genau wie sie diesen Mann sah und dachte, es sei der Gärtner, so sehen auch wir dann nur ein Stück Brot und denken, es wäre nur Brot. Wenn unser Herz umkehrt, dann erkennen wir, dass Jesus wirklich da ist, und wir wissen, dass er es ist, und wir können „Rabbuni“ sagen, ein Ausdruck, der zwei Dimensionen umfasst: zum einen „Meister“; sie erkennt also die Transzendenz, den, der lehrt, sie erkennt ihren Gott, der da ist. Aber es gibt auch noch die Dimension der Freundschaft, der Intimität: mein Herr. Bei der Anbetung ist das genauso: da ist die Ebene der Transzendenz. Wir befinden uns vor dem Dreimalheiligen, der in Jesus Mensch geworden ist und der seine Menschwerdung fortsetzt. Wir sind nicht würdig in seiner Gegenwart zu sein. Wer kann vor Christus treten? Niemand. Und gleichzeitig wissen wir, dass er zu uns herabgestiegen ist. Er ist für uns da, er liebt uns persönlich und er wünscht, dass wir ihn ebenfalls lieben, weil er sich auf unser Niveau begeben hat, indem er menschliche Gestalt annahm. Mit anderen Worten: Maria Magdalena durchläuft diese drei Phasen: die Erfahrung der Barmherzigkeit, die große Kontemplative liebt leidenschaftlich und wird dann Zeugin der Auferstehung. Sie wird verkünden, dass Jesus auferstanden ist. Gregor der Große hat uns diese Frau als Beispiel vor Augen gestellt: Auch wir müssen dem lebendigen und auferstandenen Jesus begegnen, seiner Barmherzigkeit, um dann Betende zu werden, Fürbitter, Kontemplative, Anbeter, um Liebe mit Liebe zu beantworten, um Jünger des Herrn zu werden, die ihm zuhören, ihm folgen und um dann Apostel zu sein, d. h. zu verkünden, dass Christus auferstanden ist. Und es ist wahr, bei unserer eigenen Anbetung können auch wir diese drei Phasen durchlaufen, indem wir dem Beispiel Maria Magdalenas folgen.

Und zum Abschluss, um noch ein bisschen zu erklären, was Anbetung ist, ein Zitat von Papst Johannes Paul II.: „Die eucharistische Anbetung hat einen unschätzbaren Wert im Leben der Kirche.“ Oder eines von Papst Benedikt, der sagte: „Die Anbetung ist kein Luxus sondern eine Priorität.“ Die Anbetung ist, wenn man es allgemein formulieren will, generisch, eine Unterwerfung voll Bewunderung angesichts der Majestät Gottes. Wir denken an Mose im Alten Testament, der –als er Gott im brennenden Dornbusch begegnet – seine Sandalen auszieht, auf die Knie fällt, sich niederwirft, weil Gott da ist.

Er erkennt, dass er nur aus der Gnade Gottes heraus lebt, dass er nur deshalb existiert. Und wir dürfen nicht vergessen, dass es die erste Pflicht der Gerechtigkeit ist, der göttlichen Gerechtigkeit, anzuerkennen, dass Gott Gott ist, und dass ich nur deshalb existiere, weil Gott mich am Leben erhält. Und wenn Gott mich vergäße, wenn da einmal eine kleine Unaufmerksamkeit seinerseits wäre, wenn er mich einen Bruchteil einer Sekunde vergäße, dann würde ich ins Nichts stürzen. Und wenn ich existiere, dann ist es deshalb, weil Gott mich am Leben erhält. Mein Sein findet seine Quelle in dem ersten Sein seiner selbst. Deshalb besteht die erste Pflicht des Geschöpfes gegenüber seinem Schöpfer darin, anzuerkennen, dass Gott Gott ist. Es geht um Unterwerfung, aber in einer Erschütterung und Bewunderung angesichts der Größe, Schönheit und Güte dieses Gottes. Das ist Anbetung im Alten Testament, Anbetung allgemein. Dann ist da noch die christliche Anbetung. Bei der christlichen Anbetung geht es um Jesus, der sagt: „ Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand gelangt zum Vater außer durch mich.“ D. h. um den Vater anzubeten, muss ich mich an den Sohn wenden. Und durch Jesus steige ich zum Vater hinauf und erhalte die Gabe des Heiligen Geistes. Wir befinden uns also immer in dieser trinitarischen Dynamik, die jedes christliche Gebet kennzeichnet: Durch Jesus werde ich zum Vater erhoben, zu dir Gott, dem Allmächtigen, und in der Einheit des Heiligen Geistes. Die christliche Anbetung zeigt mir also einen Weg auf. Dieser Weg ist kein physischer Weg, sondern eine Person: Durch Jesus begegne ich Gott dem Vater, der mich mit dem Heiligen Geist erfüllt. Was bedeutet eucharistische Anbetung? Wir müssen uns einfach daran erinnern, dass das ganze Leben Jesu ein einziger großer Akt der Anbetung war. Er hat alles Gott dem Vater hingegeben, bis zum letzten Akt der Hingabe seiner selbst am Kreuz. Und diese Anbetung des Vaters hinterlässt Jesus für mich im Tabernakel, so dass ich also, wenn ich komme, um das Allerheiligste Sakrament anzubeten, in die Anbetung Jesu eintrete, die mich bis zum Vater führt. Um es etwas anders auszudrücken, kann man sagen: Wir wissen, dass Jesus in der Eucharistie lebt, in der Eucharistie betet Jesus, Jesus handelt, Jesus betet seinen Vater an. Da ist diese Bewegung nach oben, dieses Gebet des Sohnes zum Vater, das sich aus dem Tabernakel zu Gott erhebt. Im Brief an die Hebräer heißt es, dass der Sohn auf ewig Fürbitte leistet. Er bleibt in diesem Zustand der Anbetung des Vaters. Wenn ich also zur Anbetung komme, vereinige ich mich mit diesem Gebet Jesu und mein Gebet wird sein Gebet. Sein Gebet führt mich zu Gott Vater. Das ist ein bisschen so, wie wenn Sie Zug fahren: Sie müssen nur rechtzeitig da sein, um den Zug nicht zu verpassen. Sie steigen ein, und der Zug bringt Sie – ohne die geringste Anstrengung Ihrerseits – genau dahin, wohin Sie wollen. Und hier ist es so, dass Sie in das Gebet Jesu einstimmen, was bewirkt, dass ich durch meine Anbetung das Herz des Vaters berühren werde, weil es die Anbetung Jesu ist, der mich so annimmt, wie ich bin und mich zu Gott führt. Um ein einfacheres biblischeres Bild zu gebrauchen: Es ist so, dass Jesu der gute Hirte ist.

sind sein kleines Schaf, und er nimmt sein kleines Schaf so, wie es ist – wir sind oft müde, verletzt, haben uns verirrt – er lädt es auf seine Schultern, Jesus nimmt uns so, wie wir sind. Und was macht er? Jesus, der gute Hirte, bringt uns ins Vaterhaus, und der Vater heilt unser Herz, unseren Körper, unsere ganze Person und erfüllt uns dann mit seinem Heiligen Geist. Er erfüllt uns mit seinen Gaben. Und der Heilige Geist ist das Geschenk, das Gott uns gibt. Wenn ich also vor das Allerheiligste Sakrament trete, zählt nicht so sehr, was ich tun werde, sondern, dass ich mich anschauen lasse, dass ich mich lieben lasse, dass ich mich so ergreifen lasse, wie ich bin. Ich bete und bringe die Menschen vor ihn, die ich liebe, die leiden usw. All das opfere ich und mich selbst, und Jesus nimmt mich auf seine Schultern und führt mich zum Vater, und der Vater erfüllt mich mit seinem Heiligen Geist, um aus mir einen neuen Menschen zu machen. Er macht aus mir jemanden, der geheilt wurde, der verwandelt wurde, man kann sagen, der vom Vater geformt wurde, um meine Mission als Christ wahrhaft leben zu können. Deshalb sagte Paul VI. so gern: Es ist für uns eine sehr angenehme Pflicht, in der heiligen Hostie, die unsere Augen sehen, das fleischgewordene Wort zu ehren und anzubeten, das unsere Augen nicht sehen können, das – ohne den Himmel zu verlassen – sich vor uns gegenwärtig gemacht hat. Mit anderen Worten: Die Kirche sagt uns, dass die Anbetung eine angenehme Pflicht ist. Es ist eine Pflicht, weil wir dafür geschaffen sind, Gott anzubeten, weil wir nur deshalb existieren, weil Gott uns im Dasein erhält. Und unsere Ewigkeit wird eine ewige Anbetung Gottes sein. Und gleichzeitig ist es eine angenehme Pflicht, weil Gott alle Gnaden, alles, was wir brauchen, in uns hineinlegen wird: so viele Wunder, so viel Segen. Das werden wir in den nächsten Vorträgen vertiefen.


Vielen Dank.